Ratinger Demenzhilfe: Das große Vergessen kommt
Initiative: 1400 Ratinger vergessen Dinge, verwechseln Menschen oder verlaufen sich – krankhaft. Ein Trost: Die Ratinger Demenzhilfe ist gut aufgestellt.
<strong>Ratingen. Marie L. (Namen geändert) weiß nicht mehr weiter: Es ist nicht das erste Mal, dass ihr Mann Georg etwas die Toilette herunter gespült hat, das dort nicht hinein gehört - und sie den Klempner rufen muss. Soll sie etwa die Toilette abschließen? Das ist doch keine Lösung, findet sie, Georg ist schließlich nicht verrückt. Er leidet eben an Demenz - und sie leidet mit.
Dass er immer hilfsbereit ist, macht es nicht einfacher. Geht er einkaufen, bringt er Kartoffeln statt Tomaten mit. Selbst ein Einkaufszettel nützt kaum - denn auch an den muss man denken. Am Schlimmsten aber ist es, wenn er Marie mal wieder nicht erkennt, wenn er abends im Bett über die fremde Frau neben sich schimpft.
Georg ist kein Einzelfall. Etwa 1400 Menschen sind in Ratingen dement, die meisten davon leben zu Hause, die Zahl der Angehörigen ist also noch viel höher. In Zukunft werden es noch mehr sein, Experten rechnen in 20 Jahren übereinstimmend mit mindestens doppelt so vielen Demenzfällen.
Neun Gruppen, manchmal auch in Form eines Demenz-Cafés, könnte es in Ratingen bis Mitte 2008 geben. Drei allein in den städtischen Seniorentreffs, zwei bei Kirchengemeinden, die anderen in Seniorenheimen. Zum Vergleich: Sieben ähnliche Einrichtungen gibt es bisher kreisweit.
Wichtig ist dabei immer, dass die Angebote auch von der Pflegekasse zertifiziert sind. Erst dann können sich die Teilnehmer die Gebühr - in der Regel 15 Euro für drei Stunden - erstatten lassen. "Bis jetzt stapeln sich die Gelder bei den Pflegekassen und fließen nicht ab, weil es zu wenige Angebote gibt", erklärt Heinrich.
An Nachfrage mangelt es jedenfalls jetzt schon nicht - allein bei der Demenzinitiative stehen 20 Namen von Kranken auf einer Warteliste. Auch die Unterstützung durch die Stadt, die Kirchen, Heime und andere Träger funktioniert schon gut.