Neviges Ratten ein Festmahl bereitet

Neviges. · Ein Sonntagabend am Parkplatz Auf der Beek: Wieder einmal wurde Müll neben den Altpapierbehältern deponiert. Ein schwarzer Sack erscheint regelrecht lebendig. Nach wenigen Sekunden springt eine Ratte heraus, dann eine zweite.

Drei Ratten suchen an einem Sack zwischen den Containern auf dem Parkplatz Auf der Beek vor dem S-Bahnhof Neviges nach Fressbarem.

Foto: Reinhard Lüdeke

Eine dritte kommt unter einem Container hervor, gemeinsam wird die große Tüte wieder geentert. Kurze Zeit später sind es fünf Nager, die sich intensiv dem offensichtlich leckeren Inhalt widmen, nach rund einer Minute zehn oder mehr. Sie lassen sich völlig ungerührt fotografieren, reagieren zwar auf schnelle Bewegungen mit Flucht, tauchen aber nach Sekunden wieder auf, um das Festmahl fortzusetzen. Wenige Meter weiter türmen sich Altkleider, Spielzeug, Bücher und anderes vor dem Tor des S.O.S.-Teams, offensichtlich außerhalb der Öffnungszeiten abgeladen. Zwei Ratten biegen von den Containern kommend um die Ecke: Haben die hier schon ein Nest gebaut?

Sieht es an anderen Re­cyclingcontainern auch so aus? Nach kurzer Info über die Zustände an der Beek schließt sich Ratsfrau Brigitte Djuric spontan der ungeplanten Tour durch Neviges an. Nächster Halt: Die Container gegenüber der Stadthalle. Wie berichtet hatte die Nevigeserin den Standort immer wieder vermüllt vorgefunden. Auch jetzt liegt Hausmüll mit Lebensmitteln neben den Behältern. Eine einzelne Ratte in den Resten trollt sich, als sie sich beobachtet fühlt. Am Rosenhügel, an der Elberfelder Straße und auf dem Parkplatz eines Tönisheider Discounters sieht es ebenfalls schlimm aus. Neben Massen von Altpapier, Kartons und Altkleidern liegen dort Möbelreste, altes Spielzeug, ein leerer Motorölkanister und anderer Plunder zwischen den Papier- und Glascontainern. Ratten sind nicht zu sehen, was bei einer halbvollen Dose Erdnüsse neben einem Container am Rosenhügel aber nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Djuric jedenfalls ist entsetzt: „Hier muss was passieren“, sagt die Nevigeserin, fassungslos darüber, was Bürger ihrer Stadt antun.

Die Technischen Betriebe, über die Zustände in Kenntnis gesetzt, haben sofort reagiert: „Zusätzlich werden jeden Samstagabend zwei Reinigungstrupps die Containerstandorte überprüfen“, sagt TBV-Chef Sven Lindemann und das, obwohl die Stellplätze bereits jeden Werktag, kritische Standorte sogar zwei Mal täglich gereinigt werden. 250 Reinigungen pro Standplatz registrieren die TBV pro Jahr, fast doppelt so viele wie 122 Städte im Kommunalvergleich durchführen, ergänzt Bernhard Wieneck, als TBV-Fachbereichsleiter auch für die Müllentsorgung zuständig. Die Erfahrung lehre jedoch: Sobald jemand etwas neben die Container stellt, sinke die Schwelle erheblich, dort ebenfalls seinen Müll zu deponieren. Tendenziell habe die Verschmutzung zugenommen, sind sich die Fachleute einig. Um den Druck auf Umweltsünder zu erhöhen gibt es seit 1. Januar eine Ordnungspartnerschaft mit dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD), dessen Team bereits aufgestockt wurde, berichtet Jürgen Wosimski, Leiter des Fachbereiches Bürgerdienste. 365 Ermittlungsaufträge im Zusammenhang mit illegaler Müllentsorgung bekam der KOD bereits in diesem Jahr, hat bis Anfang Mai 89 Verfahren eingeleitet und 308 illegale Müllablagen festgestellt - „und das, obwohl der KOD mit Corona alle Hände voll zu tun hatte“, so Lindemann. Der TBV-Chef hofft wie der KOD aber auch auf Mithilfe der Bürger, damit Schweinereien wie an den Containerstandorten aufgeklärt und die Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden können. Hinweise unter der Telefonnummer 02051/26-2500 oder per E-Mail.