Riesenkneifzange knabbert den Wasserturm langsam ab
Nach 50 Jahren wird das Gebäude, das das Stadtbild prägte, abgerissen. Rund vier Wochen soll es dauern, bis der Turm abgetragen ist.
Wülfrath. Mario Michel packt ein. Vor zehn Minuten hat er das schwere Gerät, das er angeliefert hat, abgeladen. Nun kann der Fahrer des Kölner Unternehmens „Colonia Spezialfahrzeuge“ sein extralanges Vehikel zur Rückreise in die Domstadt fertigmachen. Michel und Kollegen haben in der Nacht zu Mittwoch die Bagger auf die Hügel von Maushäuschen gebracht, die seit Mittwoch eingesetzt werden, um den 50 Jahre alten Wasserturm nach und nach abzutragen.
Es war Maßarbeit, die Michel am Lenkrad vollbrachte. Mit Sondergenehmigung traf der Transport um Mitternacht in Wülfrath ein. Gegen 0.30 Uhr konnte er den Motor seines Gefährts am Wasserturm abstellen. „Ganz problemlos waren die letzten Meter nicht“, merkte Michel gegenüber der WZ an.
Auf der Straße behinderte ein geparktes Wohnmobil die Durchfahrt, an der Einmündung Ellenbeek/Maushäuschen machten zwei abgestellte Wagen dem Piloten zu schaffen. „Ganz langsam durchgequetscht“ habe er sich schließlich. Bei einer Fahrzeuglänge von 32 Metern und einer Breite von 3,70 Meter ist wahrlich Fingerspitzengefühl am Lenkrad gefragt.
Die Abrissarbeiten an dem Rundbehälter haben sich verzögert (die WZ berichtete exklusiv). Eigentlich sollte er bereits im April niedergelegt werden. Ein Fehler im Leitungsnetz, der bei einem Testlauf der Stadtwerke entdeckt wurde, musste aber zuvor behoben werden.
Beim Abriss, hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Galinat gesagt, soll die Belästigung der benachbarten Wohnbebauung so gering wie möglich ausfallen. Ein feuchter Wassernebel soll dafür sorgen, dass nicht zu viel Staub die Umgebung beeinträchtigt. „Aber ohne Schmutz und vor allem Lärm geht es nicht“, weiß Gallinat.
Es muss davon ausgegangen werden, dass sich der Turm den Attacken der Bagger zur Wehr setzen wird. Bei den Dimensionen kein Wunder: 18 Zentimeter sind die Betonwände dick. Die Decke ist noch stabiler. Am Greifarm des Baggers ist eine Art überdimensionale Kneifzange befestigt, die den Turm Stück für Stück abknabbern soll.
„Drei bis vier Wochen“, schätzt Galinat, dauert der Abriss. Im Anschluss soll das Baufeld freigeräumt werden. „Damit wir zügig mit dem Neubau beginnen können“, sagt der Geschäftsführer. Der neue Wasserbehälter wird deutlich niedriger sein als sein Vorgänger: fünf zu 20 Meter.