Schock im Schulzirkus
Eine mit 100 Zuschauern besetzte Tribüne bricht zusammen – 16 Verletzte.
Velbert. "Ich wollte gerade rein ins Zelt, da habe ich gehört, wie die Leute schrien wie auf der Achterbahn", sagt Erhan (11). Der Schüler der Realschule an der Kastanienallee in Velbert-Mitte will am Samstag wie seine Mitschüler aus den sechsten Klassen in der Manege zeigen, was er in einer Woche Zirkusprojekt gelernt hat.
Um 11 Uhr beginnt die Vorstellung des "Circus Lollipop" im großen gelben Zelt, das vor der Schule aufgebaut ist. Kurz danach bricht die Tribüne auf der linken Zeltseite unter etwa 100 Zuschauern zusammen.
Die Feuerwehr löst einen Großeinsatz aus - Rettungswagen, Sanitäter und Notärzte aus dem ganzen Kreis Mettmann werden alarmiert. Doch der Unfall verläuft relativ glimpflich - 16 Erwachsene und Kinder werden verletzt, die meisten erleiden Schürfwunden oder Prellungen. Am Ende muss laut Feuerwehr nur eine Frau stationär im Krankenhaus bleiben.
Wie Polizei und Feuerwehr berichten, stürzt zunächst eine Frau von der oberen Sitzreihe der Unglückstribüne nach hinten herunter in die Zeltplane. Der Sitzplatz habe sich unter ihr weggedreht, sagt sie später zu den Helfern. Andere stehen auf, eilen zu der Frau, da bricht die ganze, etwa 1,50 Meter hohe Konstruktion zusammen - seitlich wie im Dominoeffekt.
Die Tribüne aus Metallstreben und Holzbrettern ist am Montag vor Inbetriebnahme von der Bauaufsicht kontrolliert und abgenommen worden. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist noch unklar. Die Polizei beschlagnahmt den Unglücksort, es werden auch Spezialisten vom Landeskriminalamt hinzugezogen.
Sichtlich geschockt ist "Zirkusdirektor" Robby Ortmann aus Wuppertal, der mit seiner Frau und zwei Angestellten die Mitmachaktion an Schulen in ganz Deutschland anbietet. Er hat gerade die Vorstellung eröffnet und das Programm angekündigt, als die Tribüne einbricht.
"Ich weiß nicht, was passiert ist", sagt er fassungslos. "Bevor der erste Gast das Zelt betritt, wird es überprüft. Ich habe den Stempel der Stadt im Baubuch."
"Der Zirkus arbeitet hervorragend und ist immer bedacht darauf, dass nichts passiert. Die Sache tut mir furchtbar leid", sagt Schulleiterin Claudia Nübel. Konrektorin Susanne Wollschläger saß selbst auf der Unglückstribüne und bleibt unverletzt.
"Viele Menschen haben sehr besonnen reagiert", sagt sie. Zwei Feuerwehrleute, die als Väter die Vorstellung ansehen, helfen sofort. "Die Leute wurden rausgeführt und die Kinder in die Aula gebracht", so die Lehrerin.
Fast alle der 120 kleinen Artisten, Clowns und Jongleure warten draußen noch geschminkt und im Kostüm auf ihren Auftritt, als sich das Unglück ereignet.