Tiefenbroich: Der Widerstand gegen Fluglärm geht weiter
Der Fluglärm wächst, beklagen viele Tiefenbroicher. Sie wollen ihren Protest gegen die neuen Flugzeiten noch verschärfen.
Tiefenbroich. "Nicht kapitulieren" heißt es auf den Einladungen des Bürgervereins Tiefenbroich - und die Resonanz auf die Versammlung am Donnerstagabend zeigte deutlich: Die Tiefenbroicher haben nicht kapituliert. Im fast voll besetzten Jägerhof gaben sie dem Kampf gegen den Fluglärm neuen Schwung.
Die Aufmerksamkeit und Hoffnung der betroffenen Anwohner richtet sich inzwischen auf einen Lärm-Aktionsplan, der sich auf eine EU-Kontrollrichtlinie stützt, die seit 2002 geltende "Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und die Bekämpfung von Umgebungslärm".
Wie die EU den Tiefenbroichern helfen kann, erklärte der Vorstand der IG-Waldgemeinde und Vizepräsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, Joachim Hans Beckers: "Die Richtlinie gewährleistet ein hohes Gesundheits- und Umweltschutzniveau, wobei eines der Ziele im Lärmschutz besteht." Genauer heißt es in dem Text, dass auch Belästigungen durch Umgebungslärm zu verhindern, zu mindern oder ihnen vorzubeugen seien.
Ein erster Schritt zu diesem Ziel sollen Lärmkarten sein, die Aufschluss über die tatsächlichen Lärmbelastungen geben. "Der Wille der EU ist es, aus allen Ideen der Bürger einen Aktionsplan zu erstellen", erklärt Beckers, "die Aktionspläne setzen deshalb eine aktive Mitwirkung der Betroffenen voraus." Wie diese Beteiligung in der Praxis aussehen soll und wann weitere Schritte eingeleitet werden, blieb indes offen.
Doch es kamen auch wieder die bekannten Kritikpunkte an der Geschäftspolitik des Flughafens auf den Tisch. Pressewart Dieter Tesch richtete den Blick der Versammelten auf die Betriebsgenehmigung des Düsseldorfer Flughafens.
Sie sehe vor, in der Zeit von 6 bis 22 Uhr im Linien- und Charterverkehr in 56 Stunden pro Woche jeweils 45 Starts und Landungen durchzuführen. In der anderen Hälfte der Wochenstunden nur 40. Der Flughafen aber hatte gefordert, diese Anzahl ebenfalls auf 45 aufzustocken. Für einen Probebetrieb von eineinhalb Jahren wurde die Ausweitung der Flugbewegungen vom Verkehrsministerium genehmigt.
Auch nachts wird immer häufiger geflogen, beklagen die Betroffenen. Die neue Regelung sehe zwischen 22 und 23 Uhr bis zu 33Landungen vor, so Tesch. Bislang waren in dieser Stunde 25 Bewegungen im Sommerflugplan und 15 Bewegungen im Winter zulässig gewesen. "Alle 1,8 Minuten wird nun der Maximalpegel durch ein Flugzeug über unseren Köpfen erreicht."
Was den Zorn der Anwohner noch steigert, ist ihre Beobachtung, dass die Betriebsgenehmigung immer weiter ausgehöhlt wird. Auf dem Papier heißt es demnach, dass es nur in Ausnahmefällen zu Starts zwischen 22 und
23 Uhr kommen darf, danach sind sogar Landungen tabu, ähnlich ist es morgens ab 5 Uhr geregelt. Doch es bedarf lediglich einer Ausnahmegenehmigung, um die Regel auszuhebeln, beklagt der Vorsitzende des Vereins Bürger gegen Fluglärm, Christoph Lange.
"So eine Ausnahmeregelung kostet die Fluggesellschaft nur etwa 100 Euro, zur Rechtfertigung reicht es aus, darauf hinzuweisen, dass es anderenfalls zu einer Störung der Betriebsabläufe kommt."
Immer häufiger setzten sich die Fluggesellschaften auf diese Weise über die Regelung hinweg. Lange: "Durch die vorsätzliche Überschreitung der Nachtflugregelung verkürzt sich die Nachtruhe der Anwohner auf viereinhalb Stunden." Dies führe zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Betroffenen.
Gegen die Betriebsgenehmigung gab es deshalb auch Klagen von 45 Privatpersonen und sieben Städten - alle wurden abgeschmettert. Doch damit ist der Widerstand nicht gebrochen. "Wir möchten, dass die Bürger nicht resignieren. Sie sollen sich immer wieder melden und beschweren", ermuntert Tesch. "Niemand soll denken, dass wir diese Zustände hinnehmen."