Schritt für Schritt zurück ins Leben
Ergotherapeutischer Dienst der Bergischen Diakonie Aprath hilft Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Wülfrath. Im Ergotherapeutischen Dienst der Bergischen Diakonie Aprath werden aktuell rund 130 Menschen betreut. Etwa 60 von ihnen nehmen an therapeutischen Angeboten teil.“ Das sagte Sprecherin Renate Zanjani im Gespräch mit der WZ. Es handelt sich dabei um Menschen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen aktuell keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten und auf diese Weise wieder Struktur in ihr Leben bekommen sollen, so Renate Zanjani weiter.
Je nach Fähigkeiten können sie in der Bäckerei, der Holzwerkstatt, der Gärtnerei oder der Druckerei mitwirken. Das Wort „arbeiten“ verbietet sich in diesem Zusammenhang, damit hat diese Form der Betreuung nichts zu tun. Die Klienten — so werden die Teilnehmer im Fachjargon genannt — können selbst entscheiden, ob sie eine halbe Stunde teilnehmen oder „ganztags“, das sind dann viereinhalb Stunden.
In der Holzwerkstatt werden unter Anleitung eines Tischlers viele unterschiedliche Produkte hergestellt. Saisonal waren es bis kurz vor Ostern natürlich kleine Holzhasen, vor Weihnachten eben Engel und Weihnachtsmänner. „Das Angebot reicht von Vogelhäuschen über Tische bis hin zu Schränken“, erläuterte Diakonie-Abteilungsleiter Clemens Duda. Da die Holzwerkstatt mit entsprechendem Werkzeug ausgestattet ist, wird die Arbeitssicherheit in diesem Bereich groß geschrieben, versicherte der Abteilungsleiter. Die jeweilige Eignung und Belastbarkeit der Teilnehmer wird genau unter die Lupe genommen, damit es zum Beispiel an der Kreissäge kein Unglück gibt. Das war bisher laut Clemens Duda noch nie der Fall.
In der Holzwerkstatt wird der Unterschied zwischen der Beschäftigungstherapie und der Arbeitstherapie deutlich. „Wenn der Auftrag lautet, dass eine Eule angefertigt werden soll, bedeutet das in der Arbeitstherapie, dass die Figur in einer bestimmten Zeit fertig sein und auch so aussehen sollte. In der Beschäftigungstherapie gibt es überhaupt kein Zeitlimit und am Ende kann auch ein Specht dabei herauskommen“, erklärte Clemens Duda. Renate Zanjani brachte es auf den Punkt: „Hier geht vieles, aber ganz ohne Zeitdruck.“
Besonders beliebt sind die Plätze in der Bäckerei. Für Interessenten gibt es eine lange Warteliste. Hier hält seit mehr als 18 Jahren Bäckermeister und Arbeitstherapeut Lutz Seibel die Versorgung in der Hand. Er hilft den Klienten, Brötchen, Brot, Sahnetorten und vieles mehr herzustellen. Besondere Highlights sind Hochzeitstorten, die ab etwa 50 Euro zu bestellen sind. Eine frühzeitige Bestellung ist sinnvoll. Auch hier gibt es saisonale Angebote.
Thomas Jäger, Leiter der Druckerei in der Bergischen Diakonie
Derzeit werden hundertfach Luther-Kekse gebacken, die an den 500. Geburtstag der Reformation erinnern. Eine seit vielen Jahren gepflegte Tradition ist es, dass der beliebte Stuten nur am Wochenende für die Bewohner zu haben ist. Ebenfalls Kunden der Bäckerei sind alle Häuser der Diakonie und natürlich auch das Personal. „Wir betreiben da eine Art von Selbstversorgung“, sagte Clemens Duda.
In der Gärtnerei leitet Landschaftsbautechniker Thomas Erlinghagen die Klienten an, wie man Pflanzen hegt und pflegt. Und es soll auch ein Bereich für die Sinne sein. Ein Wurzelweg, der seinem Namen alle Ehre macht, wird liebevoll erhalten, Zuwuchern vermieden. Der Besucher muss in der Tat aufpassen, dort nicht auf die Nase zu fallen. Der Sinnesweg wiederum enthält verschiedene Bodenbeläge, die alle für sich ein anderes Gefühl beim Gehen vermitteln. Die Gärtnerei nimmt ebenfalls Aufträge an, „aber keine Dauerpflege“, erklärte Thomas Erlinghagen. Seine Klienten sind aber natürlich in der Lage, Außenanlagen unter Anleitung zu pflegen.
Bis zu 50 Menschen sind in der Druckerei beschäftigt, so viele wie in keiner anderen Werkstatt des Ergotherapeutischen Dienstes in Aprath. „Unser Einstiegsangebot ist besonders niedrigschwellig“, erklärte Industriemechaniker Thomas Jäger, der die Druckerei seit 2009 leitet. Die Klienten trennen hier zum Beispiel Buchdeckel von den Seiten, bevor sie entsorgt werden. Wer besserer Verfassung ist, kann hochwertige Flyer erstellen. „Wir wollen hier vor allem Barrieren abbauen“, sagte Thomas Jäger mit Blick auf die vielen Versuche, wieder Struktur in das Leben der Menschen zu bekommen.