Sportprojekt: Zweitklässlern Beine machen

„Jump!“ testet die Fitness von Kindern und bietet Bewegungs- und Sportprogramme an. In zwei Jahren wird der Erfolg kontrolliert.

<strong>Ratingen. Früher bolzten Kinder auf der Straße, spielten fangen, kletterten, tobten und rannten durch die Gegend. Heute verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit drinnen, sitzen stundenlang vor dem Fernseher oder vor Computerspielen und ernähren sich oft von Fast-Food. Die Folge: Viele Kindern haben Übergewicht, motorische Schwächen, Haltungsschäden. Bei der Einschulung erschrecken die Amtsärzte immer wieder darüber, wie viele Kinder nicht balancieren, rückwärts laufen oder einen Ball fangen können. Sogar Herz- und Kreislaufprobleme sind bei Schulanfängern keine Seltenheit mehr. Mit einem neuen Sport- und Bewegungsmodell will die Stadt jetzt Ratingens Zweitklässlern Beine machen und vor allem Freude an sportlicher Betätigung wecken. Dafür wurde das Projekt "Jump!" entwickelt, das sich die Stadt gut 50000 Euro kosten lässt. Für die Umsetzung des Modells wurde mit Meike Daniel für zwei Jahre befristet eine Sportwissenschaftlerin eingestellt. "Wenn der Stadtrat auch weiterhin dieses Projekt unterstützt, kann es eine Dauereinrichtung werden", erklärte Bürgermeister Harald Birkenkamp zur Zukunft von "Jump!".

Rund 800 Zweitklässler aller 17 Grundschulen werden getestet

Los geht’s im April: Dann werden die motorischen Fähigkeiten der rund 800 Zweitklässler an allen 17 Ratinger Grundschulen im Rahmen des Sportunterrichtes getestet sowie Größe und Gewicht (zur Feststellung des Körperfett-Anteils) festgestellt. Getestet werden Kraft (Sit-ups, Medizinball-Stoßen, Stand-Weitsprung), Schnelligkeit (20-Meter-Lauf), Ausdauer (6-Minuten-Lauf), Koordination (Hindernislauf) und Beweglichkeit (Rumpftiefbeuge). Die Ergebnisse werden an der Uni Wuppertal ausgewertet, die Eltern aber durch Ratinger Sportamt informiert. Je nach Ergebnis bieten sich anschließend spezielle Förderprogramme an: Kinder mit motorischen Schwächen und Leistungsdefiziten bekommen über das Jahr hinweg spezielle kostenlose Förderangebote mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das kann dann auch im Rahmen der Ogata umgesetzt werden. "Normalen" Kindern (ohne sportliche Schwächen und Stärken) will man das vielfältige Sportangebot in den Vereinen näher bringen, damit sie eine passende Sportart finden können. Sportlich besonders talentierte Kinder bekommen eine Empfehlung, wie sie ihre Begabung weiter ausbauen können. Im Herbst wird dazu ein Schnuppertag veranstaltet, auf dem Ratinger Sportvereine sich präsentieren und ihre Angebote ausprobieren lassen.

In zwei Jahren werden die selben Kindern erneut getestet. Dann wird sich zeigen, welchen Erfolg die Maßnahmen gebracht haben. Dass die Bewegungsförderung dringend notwendig ist, hat sich in Düsseldorf gezeigt, wo ein ähnlicher Test bereits durchgeführt wurde. Ein Drittel aller Kinder wies dabei motorische Schwächen und Leistungsdefizite auf.

Spannend wäre auch, wenn die Testergebnisse unter räumlichen und sozialen Aspekten differenziert würden.