Stadtarchiv Ratingen: Wo Geschichte lebendig bleibt

Beim langen, offenen Abend zeigte das Archiv, was es am besten kann: Stadtgeschichte zum Sprechen bringen.

<strong>Ratingen. Umweltaktivisten wären vor mehr als 100 Jahren in Ratingen wohl auf die Straße gegangen und hätten lautstark protestiert - wenn es sie denn gegeben hätte. Ein Skandal war es jedenfalls, was sich an der Papiermühle abspielte. Denn die Industriellen leiteten Blauholzextrakt, das sie zur Papierherstellung nutzten, in die Anger ab. Die Folge: Der Fluss war verseucht, alle Fische tot. Die Ratinger hatten damals sogar eine Kläranlage gebaut, damit die Anger nicht noch mehr belastet wird - aber ohne Erfolg.

Das und noch viel mehr über die Umweltgeschichte der Stadt erfuhren am Samstagabend Besucher des offenen Archivs. Vier Stunden lang gaben Leiterin Erika Münster und Archivar Joachim Schulz-Hönerlage alles, um historische Quellen zum sprechen zu bringen. "Denn Urkunden, Bücher, Bilder und Zeitungen im Archiv erzählen den Bürgern Geschichten", sagt Erika Münster.

Im Eingangsbereich schaut Besucher Wolfgang Hirtz auf eine alte Stadtkarte. Er sei interessiert, wie die Stadt früher ausgesehen habe. Schließlich sei er Zugezogener und könne das nicht wissen. Erstaunlich: Den Stadtteil Ost hat es früher noch gar nicht gegeben, stellt er fest. Dann geht er in den Keller. Dort will er Schulz-Hönerlage zuhören. Der erzählt darüber, wie im Archiv mit Datenbanken gearbeitet wird und Dokumente digitalisiert werden.

Derweil haben sich in den oberen Räumen des Stadtarchivs zehn Besucher mit Erika Münster auf den Weg in das Magazin gemacht. Hier stapeln sich in grauen Pappkartons archivierte Akten und Dokumente - an anderer Stelle hängen 350 Urkunden aus Pergamentpapier.