Stadtteilprojekte gegen soziale Probleme: Bei „Los“ geht’s in West los

Vielleicht hat Ratingen West die größten sozialen Probleme der Stadt – ganz sicher aber auch das umfangreichste Programm dagegen.

Ratingen. So vielfältig wie der Ratinger Westen, so vielfältig ist auch das Projekt, das die Menschen im Stadtteil nach vorne bringen soll. Das lockere Kürzel dafür, "Los", steht für die sperrige Formel "Lokales Kapital für Soziale Zwecke" und ist ein Programm der Europäischen Union. Was vor Ort geschieht, ist aber höchst konkret: Neun Einzelprojekte sind es ab sofort, die aus dem "Los"-Topf bezahlt werden, neun handfeste Ansätze, wie Jugendliche von der Straße zu holen sind, wie Arbeitslose aufs Berufsleben vorbereitet- oder wie Migranten besser integriert werden können und wie alte Menschen nicht aufs Abstellgleis geraten.

Sozialdezernent Rolf Steuwe ist sehr zufrieden mit dem, was "Los" in den vergangenen vier Jahren schon bewegt hat. "Natürlich können wir nicht alle in die Selbständigkeit oder den ersten Arbeitsmarkt entlassen", weiß er. Doch was viel wichtiger ist: Die Menschen lernen sich kennen, werden angestoßen, etwas für sich selbst zu tun. Und nur, wenn sie dabei auch mitmachen, lohnt sich für die vielen Akteure der Aufwand, meint Rosa Dörr, "Los"-Koordinatorin in der Stadtverwaltung.

Seit vier Jahren engagiert sich die Stadt schon in dem "Los"-Programm. Dass in diesem Jahr neun komplett neue Teil-Projekte starten, hat nichts damit zu tun, dass die Vorgänger versagt haben. Es ist vielmehr Teil des Konzepts. Jedes der sogenannten "Mikroprojekte" ist auf ein Jahr begrenzt, manche der neun Ideen fußen auf den Projekten der Vergangenheit.

Eine der gänzlich neuen Ideen findet Rolf Steuwe besonders charmant: Das "Senioren Netzwerk West", das ältere Menschen mit Besuchsdiensten und Hilfestellungen im Alltag davor bewahren will, zu vereinsamen. Steuwe: "Das betrifft besonders solche mit Migrationshintergrund, die dann vielleicht noch einen Partner verloren haben oder noch unter der Sprachbarriere leiden." Die Projekte im Einzelnen:

Musikinsel in West: Jugendliche lernen Instrumente, dazu gibt es Einblicke in Musikliteratur und -theorie.

Come back: Durch Laufen, Lettern oder Fitness sollen Jugendliche wieder an Ausdauer, Kraft und Selbstsicherheit gewinnen.

HipHop zum Job: HipHop tanzen macht Spaß und kann Organisation, Verantwortung und Teamgeist vermitteln.

Berufliche Orientierung für jugendliche Zuwanderer (BOZ): Persönlichkeits- und Bewerbungstraining mit der Aussicht auf anspruchsvolle Praktika.

Beschäftigungsgesellschaft: Starthilfe für die Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus.

Qualifizierung von Familienlotsen: Zweisprachige Bürger werden ausgebildet, um in der Nachbarschaft zu dolmetschen, anderen Migranten im Alltag zu helfen.

Senioren Netzwerk: Gegen die Isolation von Senioren.

Info Treffpunkt West: Ausbau zum Mittel- und Knotenpunkt.

Starke Familien: Hilfestellungen für ausländische Eltern, um das Familienleben mit den in Deutschland sozialisierten Kindern zu erleichtern.