Sturmschäden in Ratingen: Noch ein Jahr lang aufräumen

Allein in Ratingen 30 Hektar Kahlschlag: Vor allem Fichten sind „Kyrill“ zum Opfer gefallen. Das Aufforsten soll den Wald stärken.

Ratingen. Oberförster Christoph Menzel ist immer noch betroffen, wenn er von Kyrill spricht. Jenem Orkan, der im Januar besonders rund um Ratingen erbarmungslos zugeschlagen hat. Die Wälder, die Menzel seit Jahren pflegt, liegen weiträumig am Boden. Kahlschlag am Schloss Linnep, riesige Lichtungen links und rechts der Mülheimer Straße, Verwüstungen in Senken und auf Kuppen - nichts blieb verschont. Etwa 300 000 Quadratmeter Brachfläche werden es im Stadtgebiet letztlich sein. Der Sturm hat so viele Bäume zu Fall gebracht, wie Menzel mit seinen Kollegen sonst in vier Jahren aus dem Wald holen würde.

Täglich werden 800 Kubikmeter Holz aus dem Wald gezogen

Seine Schadensbilanz ist inzwischen recht genau: Zu etwa zwei Dritteln sind Nadelbäume gefallen, der größte Teil davon Fichten. Das übrige Drittel betrifft vor allem ältere Buchen und einige Eichen. Um die Buchen tut es dem Förster besonders leid. Denn erst 2003 hatte er mit seinen Kollegen alte Bestände behutsam ausgedünnt, damit sich der Wald auf natürliche Art verjüngen kann. Diese Flächen sind dem Wind komplett zum Opfer gefallen. "Jetzt kann es passieren, dass die jungen Buchen überwuchert werden und sich nicht entwickeln können." Dagegen können die Forstleute vorerst auch nichts tun. Sind sie doch quasi rund um die Uhr mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. An Spitzentagen ziehen sie 800 Kubikmeter Holz vom Schlachtfeld. "Trotzdem haben wir bis jetzt nur etwa 20 Prozent aufgearbeitet", schätzt Menzel. Bis auch die letzten Schäden beseitigt sind, kann noch fast ein Jahr vergehen.Erst wenn alles aufgeräumt ist, geht es ans Aufforsten. Erste Pläne dafür hat die Forstverwaltung bereits. "Wir werden zuerst alle Böden genau untersuchen", kündigt Menzel an. Denn so lässt sich selbst der Katastrophe noch etwas Gutes abgewinnen: Die Wälder um Ratingen werden sich entwickeln. Menzel: "Nadelhölzer kommen nur dorthin, wo sie auch hingehören." Sprich: Auf die trockeneren Böden. Auf den feuchten fühlen sich eher Erlen oder Eschen wohl. Ein wichtiger Nebeneffekt des artgerechten Aufforstens ist dadurch auch, dass der Wald später widerstandsfähiger wird - etwa gegen den nächsten Sturm.

"Manche Waldwege sind noch immer gefährlich"

Für alle Waldspaziergänger heißt es vorerst noch: Augen auf - und Nebenwege meiden. Dass die Forstbehörde des Kreises die Waldwege wieder freigegeben hat, hält der Oberförster für problematisch: "Denn manche Wege sind noch gefährlich." Seine Tipps: Am besten ausgeschilderte Wege benutzen, auf keinen Fall querfeldein gehen und auf Kinder aufpassen. Die halten das Chaos nämlich gerne für einen Abenteuerspielplatz.