Ratingen: Ein Jahr fürs Leben lernen

Von freiwilliger sozialer Arbeit profitieren vor allem die Menschen, die sie tun.

<strong>Ratingen. Nora war an diesem Vormittag schwimmen. Doch nicht etwa mit Freundinnen am See. Nora war mit "ihrer" Klasse im Schwimmbad der Helen-Keller-Schule. Bewegungstherapie und Schwimmunterricht standen auf dem Lehrplan. Die 19-Jährige hat den Kindern Hilfestellungen gegeben. "Die Arbeit ist anstrengend", sagt Nora. "Aber man erhält viel von den Schülern zurück." Sie strahlen, sind dankbar - und haben die junge Frau richtig in ihr Herz geschlossen. Nora Kloke macht ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Helen-Keller-Schule, der Förderschule für geistige Entwicklung. Am Anfang war es ungewohnt und fremd. "Aber die Kinder nehmen einem die Scheu", erinnert sie sich an die ersten Wochen des Schuljahres, als sie als FSJlerin eingestiegen ist. Sie ist eine von sechs jungen Hilfskräften, die den Lehrern unter die Arme greifen. Neben jungen Frauen, die sich nach dem Schulabschluss für ein Freiwilliges Soziales Jahr entscheiden, nimmt die Helen-Keller-Schule auch immer wieder Zivildienstleistende. "Die jungen Leute sind nicht nur eine ungeheure Stütze im Unterricht. Sie sind auch eine wichtige Verbindung zu unseren Schülern", sagt Greta Kämmer. Sie ist Lehrerin an der Förderschule und erläutert, was zu den Aufgaben der jungen Helfer gehört: "Sie machen in der Gruppenbetreuung mit, übernehmen Einzelbetreuungen, unterrichten." Nora unterstützt ihre Schützlinge bei einfachen Tätigkeiten, indem sie ihre Hand führt. Sie begleitet Kinder, die schlecht zu Fuß sind, ermöglicht ihnen so ein Stück Selbstständigkeit. "Und auch pflegerische Aufgaben gehören dazu: Füttern, Hilfe bei Toilettengängen."

Vor dem Freiwilligen Sozialen Jahr steht der Schnuppertag

Damit die jungen Leute genau wissen, was auf sie zukommt, müssen sie als Bewerber zunächst einen Schnuppertag an der Schule absolvieren. So auch Falk (19). Er ist Schüler am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium und sucht eine Zivildienststelle. "Ich kann mir gut vorstellen, hier anzufangen", sagt er. Mehr noch: Er will bei Gleichaltrigen Werbung für die Arbeit machen.

Dies sei eine ungeheuer wichtige Erfahrung, sagt Nora Kloke. "Man lernt viel über sich selbst." Das bemerken auch die Pädagogen, die mit den jungen Leuten direkt zusammenarbeiten. "Das Jahr ist ein großer Schritt in der Persönlichkeitsentwickung", so Greta Kämmer. Und letztlich helfe es vielen auf der Suche nach dem richtigen Beruf.