Tiberias rappt seine Gedanken
Über seine Gefühle sprechen — das fällt Yannik Humm schwer. Seit 2006 schreibt er sie in Rap-Zeilen auf. Nun veröffentlicht er seine erste CD.
Velbert. Erst wuchtig, dann sphärisch. Schnelle Beats wechseln sich mit Synthesizer-Teppichen ab — recht kraftvoll produziert. „Die Songs machen mich frei“, ruft er. Nicht nur in diesem Song „Mein, Weg, mein Kampf, mein Ziel“ ist das ein Schlüsselsatz.
Er fasst das zusammen, was seit 2006 mit Yannik Humm passiert ist. Über Rap und HipHop hat er sich Luft gemacht, Gefühlen freien Lauf gelassen. Rap ist für den Velberter „Therapie vor dem Mic“, sagt er. Und so heißt auch seine erste CD, die er am 6. April veröffentlicht.
Als Künstler nennt sich der kräftige, aber auch etwas schüchterne Tiberias. „Das ist von einem griechischen Friedensgott abgeleitet“, sagt er. Denn: „Mit diesem ganzen gewaltverherrlichenden Rap-Ding will ich nichts zu tun haben.“ Zwischendurch, räumt er ein, habe er „so’n Image-Rap mal ausprobiert. Aber das bin ich einfach nicht.“
Es war schon eine kleine Krise, die Yannik Humm 2006 durchmachte. Er wälzte Probleme. „Da war viel los in meinem Kopf“, erinnert er sich. Nur: Über dieses Gefühlswirrwarr konnte er nicht sprechen. Einem alten Schulfreund, der Musik machte, hat er sich schließlich anvertraut. „Der hat mir geraten, einfach die Dinge aufzuschreiben, die mich bewegen“, so Humm. Im Oktober 2006 hat er seine ersten Rap-Zeilen geschrieben. „Das war echt befreiend.“
2008 hatte er seinen ersten Auftritt — in einem Jugendhaus in Wülfrath. „In der Szene haben mich damals viele als Sentimenti-Rapper abgetan. Das hat sich aber gelegt, weil sie gesehen haben, dass ich meine Sache ernst meine und durchgezogen habe“, sagt er. Die Songs seien Auseinandersetzungen mit seinem Leben — mal ruhig und melancholisch, mal laut und wütend. „Die Stimmungen, wie sie eben sind.“
Das Mikrofon, sagt er, sei wie ein Freund. „Dem kann ich alles sagen.“ Das tut er offen, sehr intim und auf Deutsch. Dass er mit seinen Songs Menschen berühre, fühle sich gut an. „Ich bin auf allen Rap-Plattformen im Intenet, kriege Feedback aus ganz Deutschland“, betont er. Es sei schon besonders, „wenn ein Familienvater aus Schleswig-Holstein anruft, um mich heimlich für einen Auftritt zum Geburtstag seiner Tochter zu buchen.“
Inzwischen hat er einen festen Produzenten: M to the M aus Bochum. Für seine erste CD hat er elf Songs aufgenommen. Die Musik hat der Produzent geschrieben, die Texte stammen ausschließlich von Tiberias. Es seien Alltagsbegebenheiten aus seinem Kosmos. „Mal fliegt mir ein Text in 15 Minuten zu, manchmal sitze ich aber auch zwei Tage dran.“
Bevor die CD online veröffentlicht wird, ist Yannik Humm auch noch einmal live in der Region zu hören: am 31. März im „Schacht1“ in Oberhausen.