Velbert Mit Seifenblasen, Alt und Pantomimen
Velbert. · Beim Zug auf Tönisheide ist es weitgehend trocken geblieben. Bis auf das Fass Bier, mit dem dort der Karneval 1972 begann.
„Oh, da sind Seifenblasen“, begeistert sich der achtjährige Resam auf die Ankunft des Karnevalszuges. Eine Maschine blies hundertfach vom Wagen der KG Zylinderköpp die zarten Kugel in den trüben Märzhimmel. „Es ist doch wenigstens weitgehend trocken geblieben“, freute Janine Richardt. Obwohl wegen des Wetters deutliche weniger Zuschauer als in den Vorjahren kamen, zapfte de Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft unentwegt Altbier aus einem Fass auf einem Bollerwagen.
Seit 47 Jahren wird aus einem Fass vom Bollerwagen Altbier gezapft
Mitgründer Werner Schween zog das kleine Fahrzeug, mit dem das organisierte Karnevalstrieben 1972 auf Tönisheide begann. Dabei handelt es sich nicht um das Original, auch das Bier ist nicht 47 Jahre alt. „Statt zwei Fässer haben wir ein doppelt so großes genommen“, so Janine Richardt, die hoffte, dass sie alle Durstigen tränken kann. Direkt dahinter folgte Uwe Kinze als Hoppeditz, der sich mit Altbier erst anfreunden musste. „Ich finde, dass hier die Kneipen endlich mal Kölsch anbieten sollten“, fordert der gebürtige Kölner, den das Schicksal auf die Niederbergischen Höhen verschlug. „Ich musste erst einmal einen mehrwöchigen Sprachkurs machen, damit ich `Helau´ aussprechen konnte.“ Bevor morgen der Hoppeditz in der Kleinen Schweiz verbrannt wird, durfte er zeigen, dass die Sache erfolgreich war.
Sprachlos trat die Gruppe „Mime Crime“ auf. Die Pantominen winkten Zuschauern am Straßenrand zu und deuteten lautlos den Narrenruf nur an. Gegenüber der Westdeutschen Zeitung fanden die Minen ihre Stimme wieder: „Die Idee dazu hatten im letzten Jahr, wir dachten das könnte lustig werden“, so Timo Erpelding, während André Frömming sich auf die Improvisation freute.
Pantomime rufen ein begeistertes aber lautloses „Helau“.
Improvisieren musste Monika Hülsiepen nicht: Die Vorsitzende des Bürgervereins Tönisheide hatte Schwierigkeiten, genug Leute zu finden, die den Festwagen besetzten. Bürgermeister Dirk Lukrafka hatte spontan seine Unterstützung zugesagt und schaufelte pfundweise die Süßigkeiten ins närrische Volk. Ein paar Gruppen dahinter wurde der Chef von Rat und Verwaltung kritisiert: Die Bürgerinitiative Große Feld stellte Lukrafka im Bagger dar, der Fuchs und Hase zugunsten eines neuen Gewerbegebietes an der Langenberger Straße verseuchen will. „Ein bisschen Schwund ist immer“, soll er gesagt haben. Artur Busse, der Vorsitzende der Bürgerbewegung, freute sich, dass es inzwischen ganz viele Partner gibt, die das Große Feld verteidigen. Charmante Kritik übte das Rollkunstlauf-Team Velbert: Die Mädels kamen standesgemäß auf kleinen Rädern daher und verteilten Süßes an die Narren, Saures gab es in Richtung Sportverwaltung: „Karneval ist toll – Helau. Trotzdem Nein zum Hallenklau!“ „Während des Umbaus des Forum Niederberg finden die großen Karnevalssitzungen im Sportzentrum statt, uns fehlen dann die Trainingszeiten“, klärt eine Betreuerin über den Hintergrund der Teilnahme an dem Karnevalszug auf.