Unterricht mit Sprachbarriere
Die Internationale Klasse im Gymnasium Wülfrath besteht seit 2. Februar. Schon jetzt haben die Schüler große Fortschritte gemacht.
Wülfrath. In der Internationalen Klasse am Gymnasium Wülfrath lernen Schüler seit dem 2. Februar Deutsch als Fremdsprache. „Momentan sind acht Schüler in der Seiteneinsteigerklasse. Es können aber jederzeit noch neue hinzukommen“, erklärt Schulleiter Joachim Busch.
Die Schüler kommen aus dem Irak, Syrien und Afghanistan und sind seit November oder Dezember vergangenen Jahres in Deutschland. Ihre Vorkenntnisse unterscheiden sich teilweise recht deutlich voneinander. „Zum Teil sind die Schüler ohne ihre Eltern in Deutschland und leben daher in Wohnkomplexen, wo das Lernen der deutschen Sprache ebenfalls gefördert wird. Dadurch haben sie schon einiges an Vorwissen“, sagt die Klassenlehrerin Esther Begemann.
Der Schwerpunkt wird auf das Fach Deutsch gelegt. Die Seiteneinsteiger werden allerdings auch in Biologie, Musik und Kunst unterrichtet. Dieser Unterricht erfolgt im Klassenverband und übermittelt momentan erstmal die Wortschätze der einzelnen Fächer. Sport haben die Schüler, die zwischen 13 und 16 Jahre alt sind, mit zwei achten Klassen zusammen.
Jedes Fach wird auf Deutsch unterrichtet, weil die Jugendlichen sehr unterschiedliche Muttersprachen haben und größtenteils kein Englisch sprechen. „Wir unterrichten die Schüler mit Bildern, Zeichen und durch Vorma´chen. Ich habe mit deutlich größeren Problemen gerechnet, aber es klappt sehr gut“, berichtet Esther Begemann. Auch Dienste wie das Putzen der Tafel oder das Führen des Klassenbuchs wurden in der Seiteneinsteigerklasse verteilt.
Die Internationale Klasse muss für mindestens ein und kann für höchstens zwei Jahre besucht werden. Anschließend wird in einer Konferenz entschieden, ob einer der Seiteneinsteiger in eine Regelklasse versetzt werden kann und ob eventuell ein Schulwechsel notwendig ist. Die Jugendlichen haben durch ihre Flucht nach Deutschland teilweise ein oder zwei Jahre lang keine Schule gehabt. Außerdem haben sie in ihrer Heimat vermutlich keine mit dem Gymnasium vergleichbare Schulform besucht.
Esther Begemann, Klassenlehrerin
„Die Schüler werden nach dem Besuch der Internationalen Klasse voraussichtlich, unabhängig von ihrem Alter, in die achte Klasse gehen. Ohne eine Qualifikation in der Mittelstufe kann die gymnasiale Oberstufe nämlich nicht besucht werden“, erklärt Joachim Busch.
„Auch wenn die Schüler in eine Regelklasse gewechselt haben, können sie weiterhin in den Freistunden den Deutschunterricht der Internationalen Klasse besuchen, um beispielsweise ihre Grammatik zu verbessern“, sagt Esther Begemann. Über eine weitere Förderung wird bei jedem individuell entschieden.
Die Schüler haben schon jetzt große Fortschritte gemacht. „Das Verständnis hat sich deutlich verbessert und auch die Verständigung funktioniert gut. Die Schüler beweisen einen sehr großen Willen und saugen alles auf wie ein Schwamm“, berichtet die Klassenlehrerin.
Auch Schulleiter Joachim Busch, der in der Seiteneinsteigerklasse Biologie unterrichtet, kann das nur bestätigen: „Die Schüler sind sehr motiviert. Sie wissen, dass man einen guten Schulabschluss und gute Deutschkenntnisse braucht, um einen Beruf ausüben zu können und wollen ihre Chance nutzen. Außerdem wollen sie sich mitteilen können, um auch mit anderen Schülern in Kontakt zu kommen.“
Durch den gemeinsamen Sportunterricht haben die Jugendlichen schon Kontakte zu Schülern der achten Klasse geknüpft und verbringen auch einige Pausen gemeinsam.
Wenn die Schüler ihre Deutschkentnisse weiter ausgebaut haben, sollen zukünftig weitere Fächer in der Klasse unterrichtet werden. Außerdem soll noch mehr Unterricht mit den Regelklassen zusammengelegt werden.