Velbert: Aufrecht ins Berufsleben starten

Die Schüler der Kreis-Förderschule lernen, wie sie mit einer guten Bewerbung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Velbert. Die Schultern hängen, die Hände liegen auf dem Tisch, der Oberkörper beugt sich nach vorne. "Das geht gar nicht. Was fällt Euch auf?", fragt Karl Scholl Steven, Nicolai und Georgina.

Steven weiß prompt die Antwort, was sein Mitschüler Julian bei seinem Vorstellungsgespräch gleich zu Beginn besser machen kann: "Die Hände gehören nicht auf den Tisch. Und Julian sollte nicht so rumhängen, sondern aufrecht sitzen." Karl Scholle nickt - die Szene wird wiederholt.

Die Schüler der Kreis-Förderschule für emotionale und soziale Bildung trainieren, sich zu bewerben. Dazu gehört auch die Simulation eines Vorstellungsgespräches. Karl Scholle, Diplom-Pädagoge und Bewerbungstrainer, erklärt ihnen, wie sie einen potenziellen Arbeitgeber richtig begrüßen müssen, wie laut die Stimme sein sollte, und wie Bewerbungsunterlagen überreicht werden.

Die Übung ist Teil eines Projektes, das derzeit an der Schule läuft und der beruflichen Orientierung dient. An der Förderschule gab es das zwar schon. Doch jetzt übernehmen nicht die Lehrer diese Aufgabe, sondern Trainer von außerhalb.

"Das ist für unsere Schüler ganz wichtig, dass sie sehen, wie Menschen außerhalb der Schule sie einschätzen", sagt Astrid Lohmann, stellvertretende Schulleiterin. So lernen sie, sich kritisch und realistisch wahrzunehmen und Selbstbewusstsein zu entwickeln. "Denn viele wissen gar nicht, was sie können, und wo ihre Schwächen liegen." Und gerade dies sei wichtig, wenn sie sich beruflich orientieren wollen. "Darüber hinaus haben viele Schüler Hemmungen, sich an Betriebe zu wenden, wenn sie einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz suchen. Da kann das Training helfen, Hemmungen abzubauen."

An zwölf Tagen ist Bewerbungstrainer Karl Scholle nun in der Schule. Insgesamt mit 24Schülern aus den Klassen 9 und 10 übt er, wie die richtige Bewerbung funktioniert, wie sie Kontakt zu Unternehmen aufnehmen müssen, und wie sie sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten können.

Gefördert wird die Aktion von der Initiative "Zukunft fördern. Vertiefte Berufsorientierung gestalten", ein Projekt der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. 4000 Euro hat die Schule bekommen. Damit werden jetzt die Bewerbungstrainings und drei Berufsfindungstage bezahlt.

In der kommenden Woche können die Schüler dann herausfinden, was sie richtig gut können und sich ausprobieren. "Der Fokus liegt hier schon mehr auf dem konkreten Üben und die Praxis", sagt Astrid Lohmann. So können die Jugendlichen beispielsweise ausprobieren, zu maurern, Elektroanlagen zu installieren oder Geschäftsbriefe zu schreiben, um zu testen, ob ein kaufmännischer Beruf für sie in Frage kommt.

Bis dahin üben Steven, Julian, Georgina und Nicolai noch den Ablauf eines Vorstellungsgespräch. Diesmal ist Nicolai an der Reihe. Er nimmt seine Unterlagen in die Hand, begrüßt Karl Scholle in angemessener Lautstärke und mit einem kräftigen Händedruck, setzt sich hin, der Oberkörper ist aufrecht, der Kopf gehoben und die Hände liegen locker auf den Beinen statt auf dem Tisch - so wie er es gelernt hat.