Lintorf: Das Publikum musste mitmachen

Ratinger Chöre präsentierten die „Abenteuer des Odysseus“.

Lintorf. Gut 130 Zuschauer atmen gleichzeitig ein, sammeln sich kurz und pusten die Luft dann wie ein Mann wieder heraus - im selben Moment kippen die Darsteller um wie die Fliegen. So direkten Einfluss auf das Bühnengeschehen hat man als Theaterbesucher nur selten.

Doch Annette Bieker und Frank Schulz verlangen eben mehr von ihrem Publikum als nur zuzuschauen. Mit ihrem "Theater Kontra Punkt" lassen die beiden die Grenzen zwischen Bühne und Auditorium, zwischen Schauspielern und Zuschauern kunstvoll und unterhaltsam verschwimmen.

Am Samstagabend gab es in der Aula des Lintorfer Schulzentrums eine Kostprobe ihres außergewöhnlichen Konzepts zu sehen, zu hören und zu erleben. Zweimal schon haben "Kontra Punkt" ihre "Abenteuer des Odysseus" in der Düsseldorfer Tonhalle aufgeführt, mit dabei waren der Ratinger Kinder- und Jugendchor und der Ratinger Kammerchor. Was liegt da näher, als das Erfolgsstück auch einmal in der Heimatstadt der Protagonisten zu spielen?

Es waren überwiegend Kinder und Jugendliche gekommen, um "die wahrscheinlich berühmteste Seereise der Weltgeschichte" zu erleben, wie Frank Schulz bei seiner Begrüßung erklärte.

Bis ins 17. Jahrhundert sei es noch üblich gewesen, bei dieser Geschichte das Theater unter Wasser zu setzen, um die Sache realistischer zu gestalten, fügte er noch hinzu. Davon war diese Inszenierung aber weit entfernt: Statt faulem Bühnenzauber gab es unverbrauchte, motivierte Darsteller, tolle Stimmen und jede Menge originelle Einfälle.

Auch die beiden Chöre mussten dafür aus ihrer klassischen Rolle ausbrechen. Natürlich wurde viel und dazu ausgezeichnet gesungen, doch die 35 Sängerinnen und Sänger schlüpften auch die die verschiedenen Rollen, mussten sprechen, tanzen und bisweilen sogar ihre Partitur gurgeln! Es war den überwiegend jungen Leuten anzumerken, dass sie einen Heidenspaß hatten und mit Feuereifer bei der Sache waren.

Aber auch die Zuschauer ließen die Theatermacher nicht im Stich und legten sich bei ihrem Part voll ins Zeug. Aufpassen und Mitdenken war da gefragt, denn an verschiedenen Stellen im Stück waren unterschiedliche Aktionen, Geräusche oder Gesten gefordert.

Mit Unterstützung von Schlagzeuger Tobias Liebezeit, der quer durch den Saal von einem Instrument zum anderen lief, lieferten die Besucher Meeresgetöse, das Grollen der schrecklichen Seeschlange oder sie pusteten, wie zu Beginn beschrieben, Odysseus und seine Gefährten einfach um.