Wülfrath: Politik - „Das Herz hängt an der Halle“

Das Bürgerbegehren ist das Gesprächsthema Nummer 1 am Samstag in der Stadt.

Wülfrath. Das Bürgermeister-Trio auf dem Wochenmarkt, CDU, SPD, WG, Grüne und FDP erst am Diek, später auf dem Heumarkt und am Kalkwerker die DLW: Alle hatten sie am Samstag nur ein Thema: das Bürgerbegehren zum Erhalt der Stadthalle und das Einkaufszentrum Neue Mitte.

Und in den Gesprächen wurden zwei Dinge klar: Die Stadthalle ist vielen Wülfrathern eine Herzenssache. Und: Rund um die Baupläne für die Goethestraße gibt es erhebliche Informationsdefizite.

Zum Beispiel: Herbert Scheib. "Dass auf dem Areal mehr als nur zwei Supermärkte entstehen sollen, war mir so nicht klar", sagte er mit Blick auf die Pläne, die Ratsmitglieder erläuterten.

"Das haben wir immer wieder festgestellt", so Udo Switalski (CDU), "dass die Leute gar nicht richtig wissen, warum wir für den Abriss der Stadthalle gestimmt haben".

Auch das passiert an diesem Samstagmorgen: Wülfrather unterschreiben am Stand der Linksdemokraten für die Stadthalle und informieren sich danach bei den anderen Parteien. Andere wiederum bekunden offen ihr Desinteresse an Informationen: "Ihr müsst mir gar nix erklären. Wer soll das denn glauben?", ruft ein Passant im Vorbeigehen der WG zu. Mehr als 160 Unterschriften sammeln die Stadthallen-Befürworter in zwei Stunden an diesem Vormittag.

Dass "das Herz an der Stadthalle hängt", sagt Thomas Holitschke. Vorsitzender des Sängerkreises, im Gespräch mit dem stellvertretenden Bürgermeister Horst Hoenke. Dass sein Chor die Bürgerinitiative unterstütze, wie die DLW vermeldet, weist er aber ausdrücklich zurück. Er persönlich stehe vor einem Zwiespalt: "Zum einen weiß ich, dass sich Wülfrath die Halle nicht leisten kann, zum anderen möchte ich sie aber nicht missen."

In der Stadt wird derweil ein offener Brief der Bürgerinitiative verteilt. Darin erklären Adelheid Heiden, Bernd Kicinski und Frank Homberg, wie sie sich die "Neue Mitte" vorstellen: Die Stadthalle solle professionell vermarktet werden, damit sie bis in die Abendstunden Frequenz sichere.

Außerdem sollten an der Goethestraße entstehen: kleine und mittlere Einzelhandels-Einheiten, ein Gesundheitszentrum, einfache und gehobene Gastronomie sowie Unterbringungsmöglichkeiten für Monteure und Messegäste.

André Herbes (WG) und Thomas May (Grüne) sind ein wenig enttäuscht, weil viele einfach weiter gehen: "Man muss sich doch informieren, bevor man ein Bürgerbegehren unterzeichnet", wundern sie sich.