Velbert: „Das ist wie eine Sintflut“

Rund 240 Kräfte aus Velbert und Ratingen bekämpften die Wassermassen. Der Schaden geht in die Millionenhöhe. In Langenberg stürzte das Dach eines Supermarktes ein.

Velbert. "Wie eine Sintflut: Im ganzen Stadtgebiet war Land unter. Es ist ein Glück, dass niemand verletzt wurde", sagt Reinhard Lüdeke von der Feuerwehr Velbert.

Mit Gewitter, Hagel und sintflutartigem Regen zog Samstag das Unwetter über Velbert hinweg und verursachte dabei einen Millionenschaden.

Dem Klinikum Niederberg blieb nur knapp eine Evakuierung erspart. Mehr als 400 Einsätze wurden gezählt.

"Allein im Seniorenzentrum Wordenbecker Weg liegt der geschätzte Sachschaden bei einer Million Euro.

Das DRK hatte ganz selbstständig für die Evakuierung der Bewohner gesorgt", berichtet Pressesprecher Lüdeke.

Am Klinikum Niederberg konnte eine Katastrophe abgewendet werden: Der Keller wurde leer gepumpt, die Stromversorgung konnte aufrechterhalten werden.

Neben dem DRK erhielt die örtliche Wehr auch Unterstützung vom THW und der Feuerwehr aus Ratingen. Außerdem schickte die Berufsfeuerwehr Düsseldorf zwei Einsatzfahrzeuge mit rund 1000 Sandsäcken.

Binnen kürzester Zeit waren etliche Straßen überflutet. Wehrleute hatten Probleme zu ihren Wachen zu gelangen - besonders Gullydeckel, die über den Asphalt geschwemmt wurden, entpuppten sich als gefährliche Hindernisse.

"Velbert hat es richtig schwer getroffen. Unter anderem liefen Häuser bis ins Erdgeschoss voll, viele Tiefgaragen und Keller standen gänzlich unter Wasser", sagt Reinhard Lüdecke.

Besonders kritisch sei die Lage im Gebiet Kuhlendahler Straße zwischen Bernsaustraße und Richrath gewesen. Lüdeke:

"Oberflächenwasser und nicht zuletzt der Deilbach überschwemmten Straßen, Wiesen und angrenzende Wohnhäuser." Und auch am Bleiberg werden einzelne Straßen frühestens heute wieder befahrbar sein.

In anderen Stadtteilen sah es nicht besser aus. Im Gebiet Kostenberg in Langenberg gab beispielsweise das Dach eines Supermarktes den Wassermassen nach und stürzte ein.

Der Deilbach trat über die Ufer und flutete einen Markt samt Parkplatz und eine angrenzende Halle - mit wertvollen Oldtimern.

Am Abend hatte sich dann Bürgermeister Stefan Freitag einen Überblick über die Lage verschafft. Beispielsweise berichtete ihm Baraba Soffner, die mit ihrer Familie ein kleines Haus im Hefel bewohnt, dass das kleine Rinnsal, das neben der Eintrachtstraße verläuft, binnen weniger Augenblicke in einer "gewaltigen Flutwelle den Garten weggeschwemmt sowie Keller und Wohnung überflutet hat".

Der 19-jährige Sohn konnte im letzten Moment die Kellerwohnung verlassen, bevor sie völlig in den schmutzigen Fluten versank - eines von vielen vergleichbaren Schicksalen.

Die Feuerwehrleute legten dort einen Flüssiggastank still, den das Hochwasser samt Fundament ein ganzes Stück verschoben hatte.

Als Feuerschutzdezernent Sven Lindemann von der Katastrohen-Lage erfahren hatte, kehrte er sofort von einer Familienfeier aus Bremerhaven zurück - und erlebte eine böse Überraschung: Auch sein Keller stand unter Wasser.

Rund 240 Einsatzkräften bekämpften Wetter und Auswirkungen bis gestern Morgen 4 Uhr.

Den 400 Einsätzen am Samstag folgten gestern Vormittag weitere: Wasserschäden, Gefahrenbäume und Ölspuren.