Velbert: Dieser Markt ist besonders

Zum 13. Mal gab es den „etwas anderen Weihnachtsmarkt“ – diesmal mit Umzug.

Velbert. Alle sind sie gekommen: Engelchen, Hirten, Schafe und sogar Maria und Joseph. Sie alle stehen um die Stadtkirche und berichten von der Volkszählung des Herodes, der Suche nach Herberge und - von Weihnachten.

"Der etwas andere Weihnachtsmarkt" am Wochenende in Neviges rund um die evangelische Stadtkirche suchte seine Existenz und Bedeutung nicht in Billig-Glühwein, überteuertem Kitsch und anderer Geldmacherei, sondern in Weihnachten selbst.

Bereits zum 13. Mal freute sich die Evangelisch-reformierte Gemeinde zusammen mit zahlreichen gutgelaunten Besuchern auf das christliche Fest fern von jedem Konsum. Zwei Drittel der Einnahmen der insgesamt 13 Buden gehen an die Rumänienhilfe Oldenburg-Rastede e.V. Ein Drittel an Hilfsprojekte der evangelischen Gemeinde Neviges. Stellvertretender Bürgermeister Hinnerk Tegtmeier spendete im Namen der Stadt einen Teil dazu.

Zum ersten Mal gedachte auch ein Weihnachtsumzug mit 15Kindern und Eltern an die wahre Bedeutung der christlichen Nacht. "Wir bitten um einen Raum in der Herberge", rufen Maria, Joseph und die Engelchen, als sie durch die Fußgängerzone ziehen. In vorher eingeweihten Geschäften klopfen sie an, singen und bitten um Einlass.

Doch keiner gewährt es ihnen. "Versucht es dort in dem Stall. Vielleicht könnt ihr da für eine Nacht ruhen", rät eine Anwohnerin. "Endlich endet die lange Reise und Maria kann sich ausruhen", erzählt Pfarrer Detlef Gruber die Geschichte zu Ende.

"Nein sie heißt Evelyn und ist meine Schwester", stellt der zehnjährige Joseph, alias David Gradwold klar. Auch, dass Herodes damals eine Volkszählung angeordnet hatte, weiß er. "Es ist so wichtig, dass den Kindern bewusst ist, warum überhaupt Weihnachten gefeiert wird. Hier können sie es selbst erleben", sagt Dietgard Reith, die die Idee der nachgespielten Herbergssuche aus Australien übernommen hat.

Viele Besucher waren in den letzten Wochen bereits "weihnachtlich" unterwegs. Sie besuchten Düsseldorf, Köln oder Aachen, haben süßliche Musik, Lichterglanz und Waffelgeruch inhaliert, doch auf diesem Markt steigt in jedem Besucher das erste Mal ein echtes Weihnachtsgefühl auf. Der Glühwein wärmt noch besser, über den würzigeren Geschmack der Champignons und des Grünkohls freut sich der Gaumen besonders.

Das Rahmenprogramm besitzt mit Einlagen wie dem "Kammerchor Hardenberg", weihnachtlichen Geschichten für Kinder, dem Nikolaus in Person, oder den "Glory Gospel Singers" Charme und Anziehungskraft. Auch die mit Liebe gebastelten Weihnachtsdekorationen und die selbstgebackenen Plätzchen verbreiten Vorfreude auf das kommende Fest.

Zahlreiche Besucher wandeln um den schön beleuchteten Kirchplatz, töttern, treffen alte Freunde und wärmen sich an heißen Getränken. "Ein paar hundert Besucher dürfen wir jedes Jahr bei uns begrüßen. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, der Anlass des guten Zweckes auch - da bekommen wir nur gute Kritik", freut sich Organisator Detlef Frankhöfer.

"Dieser Markt ist etwas Besonderes und mit keinem anderen zu vergleichen", lobt Besucherin Andrea Wenzel. "Alles ist so liebevoll hergerichtet." Die Strohsterne von den Landfrauen, die dieses Jahr das erste Mal dabei sind, bereiteten den Bastlerinnen schon im Vorhinein viel Freude: "Wir saßen schon Wochen vorher, haben zusammen gebastelt und Spaß gehabt", erinnert sich Erika Wüstenhagen gerne.

Die Gärtnerei Meister ist mit ihrem Stand das erste Mal vertreten und lockt unter anderem mit Weihnachtsbäumen. Wie jedes Jahr stehen die Kinder am Schokobrunnen der Rumänienhilfe Schlange, um einmal die Frucht in die heiße Schokolade tauchen zu können. "Das ist gar nicht so einfach. Der Brunnen kommt nur schlecht gegen die Kälte an. Die Schokolade kühlt schnell wieder ab", sagt Elke Klische.

Für den Glühweinstand sind die winterlichen Temperaturen nur von Vorteil. Mit 180 Litern hat sich der Bürgerverein Neviges bestens auf den Wintereinbruch vorbereitet.