Velbert sieht Ikea-Pläne kritisch

Das Unternehmen will im Norden Wuppertals nicht nur eines seiner Möbelhäuser errichten, sondern auch Fachmärkte ansiedeln.

Velbert. 100 Millionen Euro Investition, mindestens 300 neue Jobs — das sind Zahlen, mit denen Ikea lockt. Der schwedische Einrichtungsriese will in der Nähe der Autobahnanschlussstelle Oberbarmen (Wuppertal-Nord A 46) eines seiner Möbelhäuser errichten. Doch nicht nur das: Das Unternehmen will neben dem eigentlichen Ikea-Haus mit dem bekannten Sortiment vom Regal Billy bis zum Kerzenleuchter Förtjust auch ein Fachmarktzentrum aufbauen.

Und das schmeckt Velbert gar nicht. Bereits im ersten Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans hatte die Stadt erhebliche Bedenken geäußert. Und diese erneuert sie nun im Zuge der zweiten öffentlichen Auslegung der Pläne.

Es geht um die Größe des Vorhabens und um das Warenangebot, das in Wuppertal-Nord gemacht werden soll. Neben dem Ikea-Haus waren ursprünglich 4000 Quadratmeter für Sportartikel, 2500 Quadratmeter für zoologischen Bedarf, 2000 für Elektronik sowie Motorrad- und Zweiradzubehör und ein Lebensmittelmarkt (800 Quadratmeter) geplant.

Zwar hat die Stadt Wuppertal auf Druck des Landes die Sortimentsliste inzwischen verändert, der Lebensmittelmarkt etwa ist gestrichen. Doch Velbert bleibt dabei: „Unsere Bedenken gehen in die Richtung, dass dort Waren verkauft werden können, die ins Zentrum gehören“, sagt Heike Möller, Abteilungsleitung Generelle Planung und Stadterneuerung im Rathaus.

Wie die Stadt in ihrer Stellungnahme schreibt, geht es aktuell um eine geplante Gesamtverkaufsfläche von 45 050 Quadratmetern. Nur 25 110 davon sollen auf Möbel entfallen. Der Rest sind aus Velberter Sicht „zentren- und nahversorgungsrelevante Sortimente“. Zum Beispiel durch die immer noch geplanten 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche für Sportartikel befürchtet die Stadt Kaufkraftabfluss aus Velbert und damit negative Auswirkungen auf die eigene Innenstadt.

Aber könnte es für Velberter nicht attraktiv sein, neben Möbeln gleich auch Sportschuhe zu kaufen? „Für den einzelnen Bürger mag es schön sein, dass er für sich eine gute Lösung findet. Unsere Sorge aber gilt dem Wohl der Stadt. Wenn es immer mehr Angebote auf der grünen Wiese gibt, droht eine Verwahrlosung der Innenstadt. Ich glaube nicht, dass das im Interesse der Velberter Bürger ist“, sagt Möller.

Das Einkaufszentrum, das am Europaplatz entstehen wird, habe hingegen einen direkten Zugang zur Fußgängerzone und bedeute eine Aufwertung der Velberter Innenstadt.

Aber mit diesem Zentrum, das knapp 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche (80 bis 100 Läden) haben wird, sieht Jürgen Scheidsteger, Vorsitzender der Gemeinschaft Velbert aktiv, die Kapazitätsgrenze in Sachen Einzelhandel in Velbert auch erreicht. Bei immer neuen Großprojekten müsse man sich zudem fragen, ob die Region insgesamt nicht irgendwann überfordert sei.

Vor einem „Verdrängungswettbewerb der Großflächen“ warnt auch Hans-Jürgen Rauch, Vorsitzender des Vereins „Velbert-In“. „Da wird eine Entwicklung in Gang gesetzt, die für den Verbraucher irgendwann negativ sein könnte.“