Velberter geben Gas mit Gas

Die hohen Benzinpreise machen den Umstieg attraktiv: Fünf Gastankstellen gibt es inzwischen in der Schlossstadt.

Velbert. Angesichts der Spritpreise von 1,60 Euro für Superbenzin und knapp 1,50 Euro für Diesel erfasst die meisten Autofahrer beim Gedanken an den nächsten Tankstopp das kalte Grausen. Eine kleine Gruppe kann dagegen die Preissprünge an der Zapfsäule gelassen betrachten: Wer mit Gas fährt, ist deutlich günstiger bei seit Monaten stabilen Preisen unterwegs. Und Gas wird immer beliebter — inzwischen gibt es fünf Gastankstellen in Velbert.

Beim Gasantrieb gibt es zwei Systeme: Das gängigere ist das mit Flüssiggas (LPG Liquefied Petroleum Gas), einem Gemisch aus Propan und Butan. Es wird inzwischen für eine Reihe von Automodellen ab Werk angeboten und ist in vielen Benzinern nachrüstbar. „Die Kosten liegen je nach Fahrzeug zwischen 2000 und 2700 Euro“, sagt Kfz-Technik-Meister Volker Thon aus Velbert. Der Inhaber eines Bosch-Services ist seit 2008 Ausrüster für Gasanlagen, baut pro Monat bis zu drei Autos um und hat eine eigene Zapfsäule auf dem Hof.

Ahmed Kaldik hat gerade seinen Daewoo betankt: „Pro 100 Kilometer zahle ich nur sechs Euro“, lautet die Rechnung des Velberters nach einem Jahr mit Gasbetrieb. Daneben sei der Schadstoffausstoß viel geringer als bei Benzin oder Diesel, ergänzt Thon. Wegen der niedrigeren Energiedichte steige der Verbrauch zwar um etwa 15 Prozent an, bei Literpreisen von rund 73 Cent sei Gas aber immer noch deutlich günstiger als Sprit.

Die zunehmende Zahl der LPG-Fahrzeuge ist nicht nur an der Statistik ablesbar. 2007 hat Friedrich Müller an der SVG in Tönisheide die erste Velberter Zapfstation für Flüssiggas eröffnet und registriert seither einen stetig steigenden Umsatz: „Der hat sich in den letzten zwei Jahren sogar verdoppelt.“ Steigen die Spritpreise weiter, dürften noch mehr auf Gas umsteigen, ist sich Müller sicher.

Auch Uwe Streibelt von „Tanken & Mehr“ an der Donnerstraße ist sehr zufrieden: Seine Gaszapfsäule ist seit acht Wochen in Betrieb und werde sehr gut angenommen, sagt er.

Viel geringer ist derzeit die Zahl der Erdgas-Autos. Hier wird der Treibstoff (CNG Compressed Natural Gas) gasförmig unter einem Druck von 200 bar in Flaschentanks mitgeführt. Der nachträgliche Einbau ist erheblich aufwendiger, eine Reihe von Herstellern bietet aber schon einzelne Modelle als Erdgasautos an.

Esther Kanschat fährt seit 2003 mit CNG, hat vor wenigen Tagen ihren zweiten Erdgas-Fiat gekauft und ist voll und ganz zufrieden: „Erdgas ist das sauberste, was man mit Verbrennungsmotor fahren kann“, sagt die Chefin der Grünen-Ratsfraktion. Mit acht Euro pro 100 Kilometer liegen die Gaskosten für ihre Großraumlimousine zudem deutlich unter denen für die Benzin- oder Dieselvariante. Ein Nachteil sei das noch dünne Tankstellennetz — zum Tanken muss Kanschat in die Nachbarstädte fahren: „Da ist Velbert ökologisches Niemandsland.“

Wegen Gasmangels liegen zu bleiben, muss man dennoch nicht befürchten. Denn die meisten Erdgasautos kann man ebenso wie LPG-Fahrzeuge bivalent, also auch mit Benzin, fahren.