Velbert/Wuppertal Velberter gesteht Schmuggelfahrten

Velbert/Wuppertal. · Ein 55-Jähriger und drei weitere Angeklagte sollen mit Drogen aus Holland gehandelt haben.

 Am Wuppertaler Landgericht könnte es am 9. November weitere Geständnisse in dem Drogenprozess geben.

Am Wuppertaler Landgericht könnte es am 9. November weitere Geständnisse in dem Drogenprozess geben.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Mit einem vollen Geständnis und Angaben zum Ablauf und Hintergrund von Drogengeschäften ist ein 55 Jahre alter Angeklagter aus Velbert in seinen Prozess vor dem Landgericht Wuppertal gestartet. Der Mann muss sich mit zwei weiteren Männern – Vater (67) und Sohn (35) – und einer mutmaßlichen Gehilfin (58) wegen Einfuhr und Handel mit Heroin im Kilogrammbereich verantworten. Die Abnehmer sollen sich überwiegend in der Velberter Szene befunden haben. Der 55-jährige, selbst drogenkranke Mann berichtete von einem Umgang in der Gruppe voller gegenseitigem Betrug und Misstrauen. Der 35 Jahre alte Mitangeklagte habe sich unter Konsum von Kokain massiv verändert: „Er ist immer aggressiver geworden und seltsamer. So kannte ich den gar nicht. Früher war er lustig.“

Vater und Sohn sollen Kern der Gruppe gebildet haben

Laut Staatsanwaltschaft sollen die vier Angeklagten in wechselnder Besetzung ab 2016 Drogen aus Holland beschafft, portioniert und weiter verkauft haben. Die Festnahmen erfolgten im April 2020. Der 67-Jährige und sein Sohn sollen der Kern der Gruppe gewesen sein. Der voll geständige Fahrer (55) bestätigte, eine Schlüsselfunktion gehabt zu haben: Er habe die Gruppe neu mit den Lieferanten in Holland verbunden, nachdem der Sohn Ende 2018 festgenommen wurde und der Kontakt zu den Drogenquellen vorübergehend abriss.

Dem Geständnis zufolge lernte der spätere Fahrer den jüngeren Bekannten 2015 zunächst flüchtig kennen, weil beide beim selben Velberter Heroin-Händler kauften. Später habe man sich zusammen getan, um selbst in Holland einzukaufen und Geschäfte mit den Drogen zu machen. Die Lieferanten hätten öfter gewechselt. Einmal sei es eine Art „Firma“ gewesen: Eine Büroadresse in einer holländischen Ortschaft, in der in allen Räumen Matratzen lagen und den ganzen Tag vom Radio muslimische Gebete gelaufen seien. Als einmal ein Kunde bei Nürnberg festgenommen wurde, sei das Geschäft wenige hundert Meter weiter an eine neue Adresse gezogen.

Laut dem Angeklagten kaufte die Velberter Gruppe weiter Heroin in Holland für Preise zwischen 21 und 27 Euro pro Gramm. Es folgte das Strecken des „Materials“ mit Coffein oder Schmerzmittel auf das Dreifache und Weiterverkauf in Velbert – an Einzelabnehmer für 50 Euro pro Gramm. Bei jeder Tour soll es um 500 bis 1000 Gramm gegangen sein, je nachdem wie viel Geld da war.

Der Fahrer habe Anfangs nur drei Gramm Heroin und 30 Euro Spritgeld bekommen – bis ihm ein Lieferant steckte: Eigentlich gibt es für die Schmuggelfahrten 500 Euro pro Tour. Der Angeklagte sagt, das habe er dann in der Velberter Gruppe durchgesetzt: „Ich habe gesagt, dass ich das Gefühl habe, sie wollten mich übervorteilen.“ Ihm sei zunächst noch gesagt worden, er gehe doch kein Risiko ein.

Das Landgericht Wuppertal will am Montag, 9. November, weiter verhandeln und dann voraussichtlich Geständnisse der weiteren Angeklagten anhören.