Vereine besorgt um neue Mieten

Die Stadt beendet die Gratis-Kultur und verlangt Geld für ihre Immobilien. Ein Problem für einige.

Foto: Simone Bahrmann

Velbert. Es rumort derzeit bei Velberts Vereinen. Grund ist der Vorstoß der Stadt, ab sofort nach einem festen Schlüssel berechnete Mieten und Betriebskosten von Vereinen zu nehmen, die städtische Immobilien nutzen. Noch in diesem Jahr sollen durch die anteiligen Nutzungsentgelte 300 000 Euro für den Haushalt generiert werden, ab 2017 dann jährlich 400 000 Euro.

Auf der Jahreshauptversammlung des Stadt-Sportbundes machten viele Betroffene ihrem Ärger Luft. Vorsitzender Peter Blau sieht die Nöte der Vereine: „Für viele Vereine ist das nicht zu stemmen, gerade für die Kleinen.“ Er gibt ein Beispiel: „Ein Schützenverein mit 60 Mitgliedern kann nicht 1000 Euro im Monat fürs Schützenhaus zahlen.“

Andreas Sauerwein, städtischer Immobilienservice

Nach dem ersten angestrebten Modell, das in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe erarbeitet wurde, zahlt ab diesem Jahr jeder Verein — vom Sportverein bis zum Roten Kreuz — neben den Energiekosten auch eine Miete, die sich nach der Quadratmeterzahl der Immobilie, aber auch nach Faktoren wie etwa dem baulichen Zustand richtet. Zudem ist die Jugendarbeit ein Faktor. Vereine, die viel Nachwuchs unterstützen, zahlen je nach Umfang deutlich weniger als Vereine, die keine Jugendarbeit leisten.

Die Maßnahme soll nicht nur Geld bringen, sondern auch den ungleichen Umgang mit den Vereinen beenden. „Wie es derzeit läuft, ist in großem Maße ungerecht“, sagt Andreas Sauerwein, Fachbereichsleiter des städtischen Immobilienservices. Bislang sei die Situation so, dass eine Hand voll Vereine Miete zahlen, während sich andere mitunter seit Jahrzehnten kostenfrei in Gebäuden oder Räumen der Stadt tummeln. Betroffen sind 50 bis 60 Vereine, die in 70 Fällen auf städtische Immobilien zurückgreifen.

So richtig gerecht findet Thomas Stockter, Vorsitzender des Nevigeser Turnvereins, den angestrebten Ansatz aber nicht. „Es müssten doch alle Vereine angeschrieben werden — auch zum Beispiel die Schwimmer“, sagt Stockter. Warum diese außen vor sein sollten, nur weil die Bäder nicht der Stadt selbst, sondern den Stadtwerken als Stadttochter gehören, findet er nicht einleuchtend.

Hart treffen würde es den NTV jedoch nicht. Gerade einmal 400 Euro müssten die Sportler für die Nutzung ihres Jugendraums in der Sporthalle Waldschlößchen zahlen. „Wir fallen in die günstigste Kategorie“, sagt der Vorsitzende. 250 der 702 Mitglieder sind Kinder- und Jugendliche. Beitragserhöhungen sieht der Verein nicht vor, dafür streicht der NTV eine nicht lukrative Vorschulturn-Gruppe.

Beim SV Union Velbert sind die Sorgen größer. Vorsitzender Dieter Scholten sagt: „Wenn das so bleibt, würde das eine enorm hohe Miete bedeuten, die für uns nicht zu tragen wäre.“ Er hoffe, dass die Zahlen nach den derzeitigen Verhandlungen mit dem Stadt-Sportbund noch angepasst werden. Es bleibt Unverständnis: „Das ist eine verkehrte Finanzpolitik, wenn die Stadt den Haushalt auf Kosten der Vereine saniert.“

Zwei bis drei Vereine haben laut Andreas Sauerwein schon ihre Konsequenzen aus den neuen Mietkosten gezogen und auf eine weitere Nutzung der Räumlichkeiten verzichtet. Sauerwein: „Das waren aber Fälle, wo Vereine festgestellt haben, dass sie die Räume eigentlich gar nicht brauchen.“

Die Stadt steckt aktuell noch in Gesprächen mit den Beteiligten. Danach wird es eine Vorlage geben, über die der Rat abzustimmen hat. Klar ist aber: Irgendwie müssen die 300 000 Euro eingenommen werden. Das ist bereits von der Politik beschlossen worden.