Soziales Diakonie: Wohnprojekt für Frauen erhält finanzielle Hilfe
Elberfeld · Die Bethe-Stiftung verdoppelt drei Monate lang Einzelspenden bis maximal 2000 Euro. Damit fördert sie ein Wohnprojekt für obdachlose Frauen.
„Es kann jeden treffen.“ Diese konkrete Gefahr zu betonen, ist Erich Bethe ein Anliegen – als Fingerzeig, wie nötig Hilfe ist: Obdachlosigkeit ist das Feld, dem er und Gattin Roswitha sich mit ihrer Stiftung nun widmen. Für ein Wohnprojekt speziell für Frauen läuft ab sofort eine Spendenaktion; eine Gesamtsumme bis zu 100 000 Euro wird von der Bethe-Stiftung verdoppelt.
Ein Viertel der Menschen, die in Deutschland auf der Straße leben, ist weiblich. Die Gründe dafür unterscheiden sich durchaus nach Geschlecht. Bei Frauen ist es laut Mirjam Michalski, Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal Soziale Teilhabe, besonders oft das Ende einer Beziehung, das sie auf die Straße treibt.
Viele wohnten bislang untrennbar in einer Partnerschaft. Michalski: „Sie waren Mitbewohner.“ Teil des vom Mann geführten Wohnverhältnisses also – mit einer eigenen Wohnung, der Suche danach und einem Einzug sind sie überfordert.
Wie schnell man generell ohne Wohnung dastehen kann, schildert Bethe an einem Beispiel: Ihm sei aus Köln der Fall eines Rechtsanwalts bekannt, der in Schwierigkeiten geriet, schließlich die Miete nicht zahlen konnte. Am Ende räumte man ihm demnach die Möbel vor die Tür. In Wuppertal gibt es bei ähnlichen Fällen für Männer mit solch einem Schicksal eine stationäre Einrichtung an der Oberstraße. Für Frauen besteht ein solches Angebot aber nicht.
Notunterkunft an der
Deweerthstraße reicht nicht aus
Cornelia Lieto von der Diakonie Wuppertal beschreibt das bisherige Angebot im Tal, und schnell wird klar, dass es nur ein Behelf ist. Wer demnach als Frau seine vier Wände verliert, findet zwar an der Deweerthstraße eine Notunterkunft, doch was diese bieten kann, ist wohl kaum mehr als dies: Unterschlupf.
„Stationär“ – dieses Wort soll den Mehrwert der geplanten Einrichtung beschreiben. Die Frauen, so das Vorhaben, erhalten dann Einzelzimmer und damit nicht zuletzt Privatsphäre. Lieto: „Sie sollen erst einmal ankommen.“ Man kann sich vorstellen, dass das in einem womöglich überfüllten Nachtasyl kaum möglich ist. Dabei wichtig zu wissen ist: Eine Notunterkunft ist am Morgen wieder zu verlassen; den Tag über zu bleiben, ist verboten. Als „Station“ nicht eben geeignet.
Eine Vollversorgung der Frauen ist Teil des Programms. Optional möglich sein soll aber auch, selbst zu kochen. Und hier wird deutlich, was bei beiden Unterbringungsformen letztlich Ziel bleibt: Betroffene in die Lage zu versetzen, letztlich selbst für sich sorgen zu können – entsprechend sollen die Menschen Unterstützung erhalten und beraten werden. Doch Reflexion und Aufnahmebereitschaft gelingt nicht zwischen Tür und Angel.
Drei Monate lang, also bis Ende August, verdoppelt die Stiftung jede Einzelspende bis maximal 2000 Euro. Angestrebt ist zunächst ein Darlehen, das nicht verzinst wird. Wenn alles klappt wie geplant, soll es in eine Schenkung übergehen. Für Mirjam Michalski, Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal Soziale Dienste, steht fest, dass das Engagement rund um die Station von Dauer ist: „Diese Einrichtung soll fest im Hilfssystem etabliert werden.“ Gern gesehen sind Hinweise auf eine geeignete, möglichst zentral gelegene Immobilie.
Bedarf, das steht zu befürchten, besteht nicht nur, sondern wird bleiben und auch steigen. In vielen Städten wird bekanntlich bezahlbarer Wohnraum immer knapper.
Es passt zum Eingangsstatement Erich Bethes: Wohl mancher hat beim Thema Obdachlosigkeit vermeintlich fremde Sonder-Situationen im Kopf – doch beim Gedanken an schlicht zu teure Mieten kann eine solche Situation auch für Menschen plötzlich greifbar werden, die vielleicht nie damit rechnen würden. Ob Geldnot, Schicksalsschlag oder beides: Kein Heim mehr zu haben und eine Hilfseinrichtung zu brauchen, ist eben kein ferner Einzelfall.