Viele Wülfrather wollen helfen
Die mehr als 300 Jahre alte Orgel in der Stadtkirche muss gereinigt und überholt werden. Um das Geld aufzubringen, gibt es unter anderem eine Tombola und eine Spardose in Form einer kleinen Holzorgel.
Wülfrath. Mehr als 300 Jahre ist sie alt und noch immer wird sie an jedem Sonntag genutzt. Doch nun ist es höchste Zeit, die historische Orgel in der Stadtkirche zu renovieren: „Für alle Generationen der Gemeinde war es schwer, das wertvolle Instrument instand zu halten“, weiß Kantor Thomas Gerhold. „Die letzte Generalüberholung wurde in den 1960er-Jahren durchgeführt.“ Nun sei es dringend erforderlich, eine Grundreinigung durchzuführen, damit das Instrument auch in Zukunft spielbar bleibe.
Ein aufwendiges Verfahren, erklärt Gerhold: „Dazu muss man den gesamten Bestand von 1680 Pfeifen reinigen und die Mechaniken überholen.“ Kostenpunkt: Bis zu 50 000 Euro, schätzt der Kantor. Die Kirchengemeinde habe jedoch nicht die finanziellen Mittel, um den kostenintensiven Vorgang allein zu tragen.
Deshalb kam Gerhold auf die Idee, mit der Hilfe der Kantorei Wülfrath eine Spendenaktion zu starten: So werden bei den nächsten Chorauftritten Plätzchen und Basteleien verkauft. „Viele Sänger fanden sich spontan bereit, die Aktion zu unterstützen“, lobt Gerhold.
Brigitte Gobbetto ist seit fünf Jahren treues Mitglied in der Kantorei Wülfrath. Sie kam auf die Idee, auf dem Gemeindefest am 17. Juni eine Tombola zu veranstalten: „Ich bin seit Jahren Kundin bei Lorenz Optik und kenne den Inhaber dort sehr gut“, erklärt Gobbetto. „Also hatte ich bei einem Besuch einfach mal spontan gefragt, ob er sich vorstellen könnte, etwas zu der Spendenaktion beizutragen.“ Das Ergebnis: Thomas Prinz spendete mehrere Gutscheine für eine Tombola. Schnell folgten weitere Sponsoren aus dem Einzelhandel und stellten Gutscheine oder Sachbeträge zur Verfügung. „Man kann sagen, beinahe ganz Wülfrath beteiligt sich an der Renovierung der Orgel“, freut sich Brigitte Gobbetto.
Um den Besuchern einen zusätzlichen Anreiz zum Spenden zu geben, baute Rentner Gerhard Lipke ein Orgel-Modell aus Holz als Spardose. Diese wurde vergangene Woche im Eingangsbereich der Stadtkirche aufgestellt. „Ich habe vor 15 Jahren die Schnitzerei für mich als Hobby entdeckt“, sagt Lipke. „Da meine Frau früher gerne im Chor gesungen hatte, war ich sehr froh, dass ich dieses Projekt unterstützen durfte.“ Insgesamt drei Wochen nahm der Bau der Spardose in Anspruch. Das Ergebnis ist beeindruckend, wie Thomas Gerhold findet. Geld für seine Arbeit nimmt Lipke nicht: „Immerhin soll in die Dose ja was hinein, nicht heraus.“
Um das zu erreichen, ist die Gemeinde und Thomas Gerhold allerdings auf die Unterstützung der Wülfrather angewiesen: „Die Orgel ist ein wunderbares historisches Instrument, das unbedingt erhalten werden sollte.“ Nur so kann sie noch weitere 300 Jahre die Kirche mit ihrer Musik erfüllen. dg