Vom Laientheater auf die Leinwand

Dorothea Walda (79) ist leidenschaftliche Schauspielerin. Wenn sie nicht zu Hause ist, steht sie meistens vor der Kamera.

Wülfrath. Wenn Dorothea Walda durch die Wülfrather Innenstadt spaziert, grüßt jeder sie. Die Passanten, die Postbeamtin, die Café-Besitzerin. Die Schauspielerin lebt seit 1946 in der Kalkstadt. „Ich stamme aus Breslau und war ein Jahr auf der Flucht“, sagt die 79-Jährige. Sie ist die Berühmtheit der Stadt — denn schließlich ist sie regelmäßig im Fernsehen und Kino zu sehen, zurzeit in „Arschkalt“.

Walda ist äußerst gefragt, ihr Terminkalender voll. Gerade steht sie für die ARD-Vorabendserie „Henker und Richter“ vor der Kamera. „Viele alte Schauspieler sterben, ich bin noch da“, sagt die 79-Jährige. Doch tatsächlich kann sich Walda ihre Rollen inzwischen aussuchen. Und alles macht sie nicht. „Ich habe einmal eine Rolle abgegeben, die sowas ,Missfits’-Ähnliches hatte, das wollte ich nicht.“ Sie habe schließlich ein Verantwortungsbewusstsein dem Publikum gegenüber.

Waldas Filmkarriere hat erst spät begonnen. 1995 war sie in „Club Las Piranjas“ mit Hape Kerkeling zu sehen. Für eine richtige Ausbildung hatte die Familie kein Geld. „Ich habe bei der Volkshochschule bei einem Amateurtheater mitgemacht und wurde dort bei einer Aufführung entdeckt.“

Dann ging alles ganz schnell, Walda kam an die Wuppertaler Bühnen. Dort spielte sie mehr als zehn Jahre, wechselte später an andere Bühnen. Inzwischen dreht sie nur noch Filme oder Serien. „Das Theater ist eigentlich schöner, da ist der Bezug zum Publikum da. Man spürt, wenn es den Atem anhält“, sagt Walda etwas wehmütig.

Ihr Leben hat sie dem Beruf gewidmet. „Ich habe das Elend am Theater gesehen, Ehen gingen auseinander“, erklärt sie ihre Entscheidung. Allein ist sie jedoch nicht, sie lebt mit ihren Nichten und Neffen in dem Haus, das Waldas Eltern gebaut haben. „Jeden Mittwoch machen wir ein Familienfrühstück.“

Doch oft kann Walda nicht kommen, ihr zweites Zuhause sind Hotels in Berlin, Hamburg und Köln. „Die kennen mich schon von den vielen Dreharbeiten, da kann ich mir dann nachts auch eine kalte Milch bestellen, wenn ich nicht schlafen kann“, sagt sie.

Walda ist immer noch fit: Problemlos spaziert sie durch die hügelige Wülfrather Innenstadt, ihre Texte kann sie sich gut merken. „Aber das Lernen ist zeitintensiver geworden“, gesteht sie. Für sie steht fest: „Wenn das nicht mehr geht, höre ich auf.“

Daran ist aber noch nicht zu denken. In einigen Tagen beginnen die Dreharbeiten für den nächsten Film. „Der ist mir sehr wichtig. Es geht um einen behinderten Jungen, der mit dem Tod konfrontiert wird.“

Viel Freizeit hat die Wülfratherin nicht. Sie war seit fünf Jahren nicht mehr im Urlaub. „Aber eine Kreuzfahrt kann ich ja auch noch mit 81 machen.“