Wülfrath Was Wülfrath im Frühjahr 2019 bewegte
Jahresrückblick 2019 Diese Ereignisse beschäftigten die Einwohner der Kalkstadt in den Monaten Januar bis März.
Januar
Die Freiwillige Feuerwehr sucht Verstärkung. Ihre Einsatzbereitschaft zählt 85 aktive Mitglieder, die Wunschstärke liegt bei 120 Kräften. Die eigene Jugendfeuerwehr hat 35 Mitglieder. 2018 rückte die Wehr zu 539 Einsätzen aus. Die Feuerwache an der Wilhelmstraße muss erweitert und modernisiert werden.
Kämmerer Rainer Ritsche gibt bekannt, dass der Schuldenberg der Stadt 2018 auf 71,9 Millionen Euro angewachsen ist. Das sind rund 3,2 Millionen Euro mehr als noch 2017.
„Straßenbaubeiträge –sollen Anlieger zahlen?“ Landtagsabgeordneter und CDU-Ratsherr Martin Sträßer beantwortet dies genauso wie der Geschäftsführer und ehemalige CDU-Ratsherr Udo Switalski mit einem klaren „Ja“. Auf Einladung der senioren-Union wird erstmals auch in Wülfrath eine emotionale Debatte um die Beiträge geführt. Sträßer argumentiert: „Wenn die Beiträge nicht mehr bezahlt werden, bleiben trotzdem die Kosten. Wer zahlt. welches ist das beste, gerechteste System?“ Ein Bürger hält dagegen: „Mein Haus ist mein Eigentum, nicht die Straße.“ Später sammelt auch der Bürgerverein Wülfrath Unterschriften für den Bund der Steuerzahler NRW, der die ungeliebte kommunale Gebühr – wie in Bayern schon geschehen – abgeschafft sehen möchte. Im März beschließt der rat auf Antrag der Wülfrather Gruppe eine Bürgerinformationsveranstaltung zum Thema.
Nachfolger für Kultkneipe gesucht: Gastronomin Evi Gebauer kündigt an, dass sie den seit 2007 in der Fußgängerzone mit ihrem Lebenspartner geführten „Evi’s Pub“ Ende Juni aus gesundheitlichen Gründen schließen wird.
Der Neujahrsempfang der Wülfrather Gruppe (WG) steht im Zeichen des zehnjährigen Bestehens der als verein geführten Wählergemeinschaft mit sechs Ratsmandaten, die mit 2009 erfolgreich Claudia Panke als Bürgermeisterin nominiert hatte.
Das Gelände der künftigen Kita Schulstraße wird mit Bohrungen auf Kampfmittelüberreste aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Hochbauamtsleiter Martin groppe schätzt, dass das Areal nach einer Baugrundverbesserung Ende April/Anfang Mai an den Generalunternehmer, die Wieko GmbH, übergeben werden kann. Technischer Dezernent Martin Barnat kann nach monatelanger Personalnot drei neue Mitarbeiter vorstellen: Stefan Holl ist nun Leiter des Planungsamtes und der Bauaufsicht, Stadtplaner Sascha Brinkmann und Oliver Konstanty, der im Tiefbauamt arbeitet.
Der Wülfrather Peter Zwilling wird als Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Mettmann im Niederbergischen Museum im Kreise von vielen Weggefährten in den Ruhestand verabschiedet. Thomas May und Andrea Windrath-Neumann führen als Doppelspitze für zwei weitere Jahre den Ortsverband der Grünen.
Zum Monatsende schließt der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nach mehr als 30 Jahren die Schuldnerberatung an der Goethestraße. Die erst seit August 2018 tätige Beraterin hatte gekündigt. Das DRK zog nach zwei teuren Stellenausschreibungen mit geringer Resonanz die Reißleine. Die Stadt muss sich einen neuen Partner für die Pflichtaufgabe suchen.
Stefan Steinröhder setzt sich unter fünf Bewerbern als neuer Chorleiter des MGV Sängerkreises durch, der in diesem Jahr sein 135-jähriges Bestehen feiert.
Februar
Nachdem das städtische Klimamanagement acht Monate lang unbesetzt war, geplante Projekte ruhen mussten, hat Ursula Kurzbach (35) zu Monatsbeginn den Staffelstab von Martin Rabe übernommen.
Geschichtsrächtige Bilderschau: Der Trägerverein des Niederbergischen Museums lädt dazu ein, einen Teil der mehr als 3500 Fotografien anzuschauen, die Uli Erbach aus den Beständen seines Onkels Ernst „Erni“ Erbach digitalisiert hat. Letzterer hatte für den General Anzeiger, aus dem später die WZ wurde, das Leben in der Kalkstadt in den 1950er und 60er Jahren begleitet. Der Andrang ist zu groß: Besucher müssen fortgeschickt werden.
Die Stadtkirche wird zur Vesperkirche: Zwei Wochen lang lädt die evangelisch-reformierte Gemeinde Bürger jeden Alters getreu des Mottos „Vielfalt unterm Kirchendach“ zu Kunst, Kultur, Andachten und vor allem zum Kennenlernen beim gemeinsamen Essen ein. Die Resonanz übertrifft die Erwartungen. Auch Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, würdigt bei seinem Besuch in Wülfrath das Konzept.
Bevor der eigentliche Umbau des jahrzehntelangen Provisoriums starten kann, beginnen die Stadtwerke damit die Versorgungsleitungen unter dem Kreisverkehr Mettmanner Straße/Flandersbacher Straße/ Zur Loev zu erneuern.
Im Sportausschuss teilt Hochbauamtsleiter Martin Groppe mit, dass die Wasserwelt über die Osterferien hinaus wegen Schall- und Brandschutzverbesserungen geschlossen bleiben muss. Die Sporthalle Fliethe soll zwei Wochen vor den Sommerferien und bis zu deren Ende zur Sanierungsbaustelle werden.
Bei den Kalkpensionären, deren Verein 2019 seit 60 Jahren besteht, kündigt Thomas Perterer, der Leiter des Werks Flandersbach, an, dass das Unternehmen Lhoist verstärkt in den Standort investieren wird. Perterer verweist auch auf die Vorbereitungen für einen Untertageabbau: „Wir wollen 2020 mit dem Testbetrieb starten und zunächst 300 000 bis 400 000 Tonnen abbauen. Ziel ist später ein Abbauvolumen von rund 1,5 Millionen Tonnen Kalkstein im Jahr.“ Von planmäßig 428 Arbeitsstellen im Werk seien 422 besetzt.
Im Ausschuss für Umwelt und Ordnung legt die Stadtverwaltung Vorschläge für die Verbesserung der Raumsituation der Feuerwache vor. Die erst angedachte Container-Lösung ist vom Tisch. Eine Leichtbauhalle könnte auf dem bisherigen Schotterparkplatz errichtet werden. Über die Straße Hammerstein ließe sich ein asphaltierter Parkplatz mit 28 Stellplätzen erschließen. Kostenpunkt zusammen: 129 000 Euro.
Kämmerer Rainer Ritsche erklärt im Kulturausschuss, dass er sich den Förderverein des Zeittunnels als Träger des erdgeschichtlichen Museums vorstellen kann, wenn sich die Stadt Ende 2020 aus dieser Funktion gemäß Ratsbeschluss zurückzieht.
März
„Die Helden unserer Kindheit“ lautet das Motto für das jecke Treiben am Altweibertag im Rathaus. Die Verwaltungsspitze, Bürgermeisterin Claudia Panke und Kämmerer Rainer Ritsche, treten angesichts wieder einmal klammer Haushaltslage als Panzerknacker auf. Auch beim Sturm der Kalkstadt-Narren auf den „Money Tempel“ geht es um den Schlüssel zum Tresor. Kreissparkassen-Filialdirektor Hans Werner Fritze muss sich in seine Rolle fügen und den Türöffner alsbald dem Kinderprinzenpaar Robin I. und Janine II. aushändigen.
„Ob warm, kalt oder nass, der Kalkstadtnarr hat immer Spaß“ lautet auch das Motto für den Rosenmontagszug in Rohdenhaus. 24 Zugnummern umfasst der Tross, der traditionell zweimal auf den Rundkurs, vorbei an Tausenden Schaulustigen, geht. Doch die Freude ist nicht ganz ungetrübt: Es sollen Sex- und Horrorfilme von einem Mottowagen geworfen worden sein. Mehrere Eltern hatten in Sozialen Medien Fotos und Kommentare gepostet. Roger Szielenkewitz, Vorsitzender des Veranstalters Kalkstadt-Narren, will mit seinem Vorstand rechtliche Konsequenzen prüfen.
Besucher des Niederbergischen Museums können jetzt zusätzliche Informationen in der Ausstellung mit ihrem Smartphone über QR-Codes abrufen.
Einem wichtigen Arbeitgeber und Steuerzahler droht 2020 das Aus: „Wir müssen leider davon ausgehen, dass wir den Standort der Knorr-Bremse Steering GmbH in Wülfrath verlieren werden“, sagt Hakan Civelek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Velbert. Der Konzern könne leicht das seit eineinhalb Jahren geforderte Zukunftskonzept vorlegen, tue dies aber nicht. Vor dem Sitz in München, später auch vor dem Werk und in der Stadt demonstrieren Mitglieder der Belegschaft.
Laut dem Landesbetrieb Straßen NRW soll der Neubau des Kreisels Mettmanner-/Flandersbacher Straße im Mai beginnen und vor Weihnachten beendet sein. Während der Arbeiten werde die Durchfahrt in Richtung Mettmann erhalten, jene in Richtung Velbert/Wuppertal gesperrt und der Verkehr umgeleitet. Die kalkulierten Baukosten sind von etwa 500 000 Euro auf 700 000 Euro gestiegen.
Orkantief „Eberhard“ fegt mit mehr als 120 Stundenkilometern in der Spitze auch über Wülfrath hinweg. Zurück bleiben umgestürzte Bäume herabgefallene DachpfannenDie Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun. Glücklicherweise wird niemand verletzt.
Hitzige Debatte um die Nachnutzung des ehemaligen VHS-Hauses, Wilhelmstraße 189 im Ausschuss für Wirtschaftsförderung: Die CDU möchte die „Ruine“ schnell verkaufen, die Stadtverwaltung schlägt dagegen vor, das Gebäude mit Fördergeldern von bis zu 70 Prozent zu ertüchtigen und beispielsweise die Medienwelt dort unterzubringen und eine Tagespflege sowie ein Mutter-Kind-Café einzurichten. Hans-Peter Altmann (FDP) kann sich auch einen Einzug des Niederbergischen Museums vorstellen. Doch die Ehrenamtlichen des Trägervereins halten auf Anfrage der WZ gar nichts von dieser Idee. Die Verwaltung wird gegen die Stimmen der CDU beauftragt, ein Konzept für die öffentliche Nachnutzung zu erarbeiten.
Bis in den April hinein werden die Füße von 677 Mädchen und Jungen in den Kindertagesstätten vermessen. Im Zuge des aus der Armutskonferenz initiierten Projekts „Kleine Füße – kleine Schuhe“, soll herausgefunden werden, wer zu großes, zu kleines oder jahreszeitlich unangemessenes Schuhwerk trägt. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass es in der Familie am nötigen Geld fehlt. Auch Schuhspenden werden gesammelt. Ergebnis: Zehn Prozent der Kinder hatten am Tag der Messung keine passenden Schuhe an, weitere zehn Prozent trugen nagelneues Schuhwerk.
Eigentlich hatte Adelheid Heiden sich eine Nachfolge im Amt gewünscht. Doch sie wurde von den mehr als 100 anwesenden Mitgliedern des Bürgervereins Wülfrath einstimmig für zwei weitere Jahre als Vorsitzende bestätigt.
Nach zehn Jahren Pause lädt die CDU wieder zu einem Neujahrsempfang in das „Kaffee & Kunst“ der Bergischen Diakonie ein.
Beim Bürgerverein Düssel wird der Plan für ein Neubaugebiet mit bis zu 800 Bewohnern am westlichen Rand des Stadtteils erstmals öffentlich.
465 Freiwillige befreien beim Dreck-weg-Tag die Stadt von zwei Tonnen Müll und pflanzen im Zentrum 2500 bunte Stiefmütterchen.
Die DRK-Kita In den Eschen nimmt nach fast drei Jahrzehnten Betrieb den Namen „Farbenfroh“ an.
Unter dem abgerissenen Gut Püttbach legen Archäologen einen Jahrhunderte alten Keller mit Brunnen einer wehrhaften Anlage frei. Alles wird akribisch dokumentiert, denn das Bodendenkmal muss dem Kalkabbau weichen.