Wülfrath: BDA-Vorstand - „Das Tal ist durchschritten“

Altenhilfe: Im Gespräch mit dem Heimbeirat räumt der BDA-Vorstand Fehler ein, verweist aber auf einen laufenden Prozess, der dazu dient, die Kosten zu senken und die Pflege zu verbessern.

Wülfrath. Auf mehr als eine halbe Million Euro beziffert Gerhard Schönenberg das strukturelle Defizit in der Altenhilfe der Bergischen Diakonie Aprath (BDA). "Um das zu beheben, haben wir einen Umstrukturierungsprozess eingeleitet", ergänzt Vorstandskollege Pfarrer Peter Iwand.

Diese ist die Ursache dafür, dass es im Sommer zu personellen Engpässen auch im Haus August-von-der-Twer gekommen ist. "Wir kamen ganz schön ins Trudeln", merkt Heimleiterin Bettina Mayer ein. Eine Arbeitsüberlastung, in deren Folge zum Beispiel Heimbewohner nicht mehr regelmäßig duschen oder Pflegepersonal nur verzögert aufs Klingeln reagieren konnten. Das hatte in der vergangenen Woche der Heimbeirat unter anderem beklagt. Gestern nun sprachen BDA-Vorstand und Bewohner-Vertretung miteinander.

Mehrere Aspekte machen die Neuausrichtung in der Altenhilfe aus, die nicht nur die Kostenreduzierung im Blick habe, wie Mayer betont: "Das Hauptziel heißt: Mehr Hände an die Bewohner." Auf diesem Weg einer besseren Pflege müssen vor allen Dingen die Beschäftigten Einbußen hinnehmen. So hat die BDA die neue Gesellschaft PfG gegründet, in der ein neues, niedrigeres Tarifniveau gilt. Mitarbeitern, deren Zeitverträge auslaufen, wird dort eine Anstellung angeboten. Rund 1,10 Euro pro Stunde wird dort weniger bezahlt. Bis zum Jahresende sind noch zwei Vollzeitstellen zu besetzen.

"Das Tal vom Sommer ist durchschritten", sieht Mayer die personelle Ausstattung besser aufgestellt, "wobei es eigentlich immer zu wenig Personal ist", wie Schönenberg anmerkt. Aber die BDA könne nur so viel Mitarbeiter vorhalten, wie sie über die Entgelte zu finanzieren seien. Der Pflegesatz in der PflegstufeIII liegt zum Beispiel bei 3600 bis 3700 Euro pro Monat. Zuschläge für besondere Umstände in dem Haus an der Wiedenhofer Straße gibt es nicht, "auch wenn es mit seinen sieben Etagen eine Herausforderung ist", so Iwand.

Bettina Mayer wird die Bergische Diakonie zum Jahresende verlassen. Ihre Stelle wird nicht neu besetzt. Ulrike Gomille, die Leiterin des Hauses Von-der-Heyden, soll beide Einrichtungen in Personalunion führen - eine weitere Einsparung.

Hans Bohmhammel vom Heimbeirat begrüßt die offene Aussprache. "Wir haben eine Menge erfahren, von dem wir gerne vorher etwas gewusst hätten." Es stehe dem Träger gut zu Gesicht, die allgemeine Situation öffentlich zu machen. Seine Mitstreiterin Kornelia Kippes mahnt an, dass der Vorstand regelmäßig das offene Gespräch suchen sollte, um einem Informations-Defizit vorzubeugen. Kippes: "Um es salopp zu sagen: Sie krempeln den ganzen Laden um. Da bleiben Probleme nicht aus."

Eingangs des Austauschs hat Pfarrer Iwand souverän eingeräumt, dass Fehler passiert sind. "Davon kann sich auch der Vorstand nicht ausnehmen. Wir haben aber nichts zu verbergen." So ist das öffentliche Treffen mit dem Heimbeirat auch als vertrauensbildende Maßnahme zu verstehen. Die Bergische Diakonie betreibt insgesamt acht Alten- und Pflegereinrichtungen mit rund 770 Bewohnern. Im Haus August-von-der-Twer leben zurzeit 112 Menschen.