Wülfrath: „Dann wird eben noch Kartoffelbrei gekocht“

Bildung: Wie wirken sich politische Beschlüsse auf den Alltag im Kindergarten aus? Marc Ratajczak wollte das vor Ort prüfen.

Wülfrath. Es ist Ferienzeit. Im evangelischen Kindergarten am Düsseler Tor kann das nachgezählt werden. Weniger Kinder sind in den Gruppen. "Wie das erst sein muss, wenn es hier voll ist. Ich fand es jetzt schon sehr beeindruckend." Kinderbetreuung statt politischer Debatte: CDU-Landtagsabgeordneter Marc Ratajczak gibt den Tagespraktikanten mit Dienstbeginn um 6.45 Uhr - und ist nach dem Dienst durchaus erschöpft. "Ich musste mich hinlegen."

Einem Kind wird vorgelesen. Ein Junge braucht Unterstützung beim Öffnen der Frühstücksdose, während einem Mädchen die Jacke zugeknöpft werden muss und eine Stimme aus dem Waschraum um Hilfe beim Zähneputzen bittet: "Eine Erzieherin muss multitaskingfähig sein. Echt irre", stellt Ratajczak hinterher fest. Und weil es den Kindern so gut schmeckt, "wird eben noch Kartoffelbrei gekocht", auch wenn es nicht auf dem Speiseplan steht.

Konstruktiv und wertvoll - so fasst er den Tag zusammen. "Ich wollte einfach sehen, wie sich die Konsequenzen aus dem Kindergartenbildungsgesetz (Kibiz) konkret auswirken", erklärt er seine Motivation. Kita-Leiterin Gitti Girschewski und ihr Team hätten ihn gut aufgenommen.

"Die Gespräche waren ehrlich und offen", sagt der Politiker. Nach dem Mund habe ihm niemand geredet. Das bestätigt auch Girschewski. "Endlich kommt mal jemand aus der Politik und schaut sich den Alltag an. Das kam bei den Kolleginnen gut an", sagt sie. Und sie haben das genutzt, um Details aufzuzeigen, wo das Kibiz aus deren Sicht Veränderungsbedarf habe.

"Es kann nicht sein, dass Fachkräfte zu oft in der Küche stehen müssen", nennt Gitti Girschewski ein Beispiel. Ratajczak nickt. "Hier fühlt sich keiner für irgendeine Tätigkeit zu schade. Aber es ist schon nachvollziehbar, dass Fachkräfte, die spülen und kochen müssen, bei den Kindern fehlen."

Es sei überlegenswert, mehr Pflege- und hauswirtschaftliche Kräfte vorzuhalten. Schließlich bräuchten die Erzieherinnen auch Zeit, um Bildungsdokumentationen zur formulieren. Mögliche Mehrkosten dürften aber nicht alleine beim Land bleiben, gibt er zu bedenken. "In der Politik müssen wir auf jeden Fall darüber sprechen", sagt er. Da nickt Gitti Girschewski.