Wülfrath: Der 71-Jährige mit der Lizenz zum Blutspenden

Eigentlich ist er zu alt, um sich „anpieksen“ lassen – doch Manfred Banz spendet trotzdem.

<strong>Wülfrath. Manfred Banz hat sich auf der roten Liege entspannt. Den rechten Arm hält er ruhig, damit die Nadel, die in der Vene steckt, nicht verrutscht. Für Manfred Banz ist die Blutspende - sechsmal im Jahr lässt er sich "anpieksen" - ein normaler Vorgang, aber eigentlich darf er dort im Haus der Arbeiterwohlfahrt an der Schulstraße nicht mehr liegen. Er ist 71 Jahre alt und Blut spenden darf man nach dem Gesetz eigentlich nur bis 68. Banz hat eine Sondergenehmigung, denn die Ärzte haben eine Entdeckung gemacht: Das Blut von über 68-Jährigen ist häufig wesentlich gesünder als bei jüngeren Spendern. "Ich treibe viel Sport und rauche nicht", sagt Banz, "warum soll ich nicht Blut spenden, wenn meine Werte top sind?"

"Wenn ich mal nicht spendete, bekam ich Nasenbluten"

Banz hat in seinem Leben 118 Mal Blut gespendet - 59 Liter. Sein Blut sei darauf "trainiert". "Wenn ich mal nicht spendetete, bekam ich Nasenbluten". Sein Arzt sagte, dass er dann einen Aderlass machen müsse. "Doch das gute Blut hätte nicht verwendet werden dürfen, weil ich über 68 bin. Dabei sucht der Blutspendedienst des DRK händeringend nach Spendern. Das ist doch ein Widerspruch." Die Ärzte dachten um, jetzt nimmt Banz an einer zweijährigen Studie teil. Das DRK hat die Altersgrenze für Blutspender nach oben hin geöffnet. Deutschland hat sich damit anderen europäischen Ländern angeschlossen, wo die Spender nach dem biologischen Alter beurteilt werden.

Die Teilnehmer der Studie werden natürlich besonders sorgfältig beobachtet, müssen lange Fragebogen ausfüllen.

Vor der Spende wird den Senioren wie allen Spendern ein Blutstropfen aus dem Ohr genommen. "Dann wird der Hämoglobinwert festgestellt. Ich habe immer genügend Eisen im Blut", sagt Banz.

Teilnehmer: In Wülfrath wird viel Blut gespendet. 2007 nahmen insgesamt 7990 Spender (4338 Männer und 3652 Frauen) an den Terminen im Haus der Arbeiterwohlfahrt statt.

Alter: 61 Männer und 16 Frauen in Wülfrath, die Blut spenden, sind über 68 Jahre alt. Spenden darf man normalerweise zwischen 18 und 68 Jahren.

Langzeitstudie: Weil ältere Bürger oft gesünder leben, haben sie bessere Blutwerte. Das wird in einer Langzeitstudie genauer erforscht.