Wülfrath: Der Vergangenheit verpflichtet

Schule: Lehrer des Gymnasiums besuchten Konzentrationslager in Polen.

Wülfrath. Die erfolgreiche Aufklärungsarbeit am Gymnasium über das Dritte Reich ist vor allem durch Schülerfahrten nach Weimar und den Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald bekannt. Am langen Fronleichnamswochenende unternahmen Teile des Lehrerkollegiums eine Studienfahrt nach Polen, um sich in Krakau und Auschwitz ein Bild von den Verbrechen in der Nazizeit zu machen.

Die Fahrt, an der 34 Personen teilnahmen, wurde von Jürgen Müller-Späth, dem Fachsprecher für Geschichte, in die Wege geleitet. "Vor vier Jahren habe ich das erste Mal das Auschwitz-Programm des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks wahrgenommen. Danach war klar, dass ich im Kollegium frage, ob Interesse an einer solchen Fahrt besteht", erläutert Müller-Späth.

Und viele zeigten Interesse. So nahmen unter anderem alle Geschichtslehrer des Gymnasiums an der viertägigen Fortbildung auf eigene Kosten teil. "Wenn man mit den Kindern über Auschwitz redet, ist es natürlich sinnvoll, bereits dort gewesen zu sein", so Müller-Späth. Auf dem sehr dichten Programm standen neben dem Besuch der Lager Auschwitz und Birkenau auch ein Zeitzeugengespräch mit einem ehemaligen Häftling und eine Stadtrundfahrt durch Krakau.

"Es war sehr beeindruckend", sagt Corinna Wiertz, die zwar nicht Geschichte unterrichtet, aber dennoch sofort zugesagt hatte, als sie von dem Angebot hörte. Nach der Rückkehr wurden die Erlebnisse an der Schule verwendet. Annegret Blackmore hat ihren Neuntklässlern im Politikunterricht Fotos von der Fahrt gezeigt. Die Kinder waren sehr betroffen, berichtet sie, und findet, jeder Mensch sollte Auschwitz einmal gesehen haben.

Zumindest Wülfrather Schüler könnten dazu demnächst die Gelegenheit bekommen. Durch die vom Land geförderte Bethe-Stiftung, die momentan für das Erinnern an den Holocaust gegründet wird, besteht die Möglichkeit, Schülerfahrten nach Auschwitz subventionieren zu lassen. Dann könnte die Reise pro Teilnehmer lediglich 35 Euro betragen.

Müller-Späth, der Mitte Juli in Pension geht, hofft, dass in Sachen Aufklärung über die Nazizeit nun jüngere Kollegen sein bestelltes Feld übernehmen. Schulleiterin Erika Winkler sagte bereits ihre Unterstützung zu: "Ich verfolge das mit großem Interesse, nun müssen wir schauen, wie die weitere Organisation aussieht."