Wülfrath: Die lokalen Klimaschützer

Beim Erfüllen der europäischen und nationalen Klimaziele kommt laut Manfred Hoffmann den Stadtwerken die zentrale Rolle zu.

Wülfrath. Gas und Wasser verkaufen - das wird laut Manfred Hoffmann (SPD) nicht reichen, um die Stadtwerke in eine sichere Zukunft zu führen. Aus Sicht des noch amtierenden Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung kommt der Stadttochter eine andere Rolle zu: "Die Stadtwerke müssen der Klimaschutzakteur vor Ort sein." Dafür müsste die Gesellschaft neu aufgestellt werden, fordert er in einem Pressegespräch.

Mehr als 80 Jahre hätten die Stadtwerke ihren Job gut erfüllt. Sie hätten sichergestellt, dass die Bürger Gas und Wasser beziehen konnten, hätten garantiert, dass die dazu gehörenden Netze betriebsbereit waren. "Ein Geschäft, das bis Mitte der 90er Jahre gut funktioniert hat", so Hoffmann. Stagnierende bis sinkende Absätze beim Wasser, die wachsende Konkurrenz beim Gasverkauf: "Die Liberalisierung des Marktes trägt zu dem Druck bei, dass sich Stadtwerke umorientieren und neue Geschäftsfelder eröffnen müssen", urteilt Hoffmann. Dabei müsse das Unternehmen die Klienten im Blick halten "und aktive Kundenpflege betreiben".

Außerdem seien die energie- und klimaschutzpolitischen Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene zu berücksichtigen - für Hoffmann Auftrag und Chance gleichermaßen. Dafür müssten Strategien entwickelt werden, wie die Stadtwerke im Interesse des Klimaschutzes in Wülfrath aktiv werden könnten. "Dafür bedarf es natürlich eines politischen Auftrags." Hoffmann bezweifelt nicht, dass der im Rat kommen wird.

Hoffmann hält es für realistisch, dass die Stadttochter vielfältige Möglichkeiten hat, aktiv zu werden. Und er denkt da längst nicht nur an den Betrieb eigener Solar- und Fotovoltaikanlagen beispielsweise auf kommunalen Dächern. Hoffmann sieht die Stadtwerke auch in der Pflicht, die Bürger zu motivieren: "Wie können die Stadtwerke Hilfestellungen oder Anreize geben, die Klimaziele zu erreichen?"

Der SPD-Politiker kann sich vorstellen, dass die Stadtwerke Programme auflegen, mit denen private Haushalte konkret bei der Ausstattung von Solarthermie-Anlagen unterstützt werden. "Aber auch kleine Förderungen wie für die Anschaffung von verbrauchsarmen Waschmaschinen sind denkbar." In einigen Kommunen - etwa in Emden - geschehe das bereits.

Global denken, lokal handeln: Diese Formel könnte für den Klimaschutz konkret umgesetzt werden. "Damit muss man ideologiefrei umgehen", sagt Hoffmann. Er sieht die Kommune als Moderator des Prozesses. Die Stadt könne Ziele festlegen, "an denen sich die Töchter orientieren können".

Denn: Auch die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) sollte in den Prozess eingebunden werden. "Stadtwerke und GWG können projektbezogen kooperieren. Die Wohnungsbaugesellschaft kann auch eigene Akzente setzen, indem sie beispielsweise ökologisch, energieschonend baut." 2010 sei das Jahr, so Hoffmann, "in dem die Initiative ergriffen werden muss".