Wülfrath: Fassaden – Gesichter der Stadt

Ein Stadtentwicklungsprogramm wird aufgestellt. Bei der Umsetzung ist Wülfrath auf Gelder des Landes angewiesen. Das Fachbüro will der Stadt einen Masterplan vorlegen.

Wülfrath. "Wie die Möbel in einem Wohnzimmer", sind für Jochen Meyer-Brandis die Fassaden einer Stadt. Denn: "Es kommt ja nicht nur auf das Pflaster einer Innenstadt ein", sagt der Städteplaner der Aachener Planungsgruppe MMW, die für Wülfrath das Stadtentwicklungsprogramm erstellt. Im Stadtplanungsausschuss stellt er das Grundgerüst des Planes vor, "der sich ganzheitlich auf vielen Ebenen um die Stadt kümmern soll".

Die Innenstadt soll attraktiver werden. Aber wie? Welche Maßnahmen sind nötig? Welche Investitionen müssen getätigt werden? Das sind Kernfragen, die im Stadtentwicklungsprogramm (Step) beantwortet werden sollen. Am Ende des Prozesses soll Greifbares und nicht bloß Visionäres in einem konkreten Zielkatalog stehen, "der sich in einem Masterplan niederschlägt", so Meyer-Brandis.

Der listet Einzelmaßnahmen und die dazu gehörigen Kosten auf. Noch in diesem Jahr soll es einen Zwischenbericht geben. Im Sommer soll das Step vorliegen. "Dann muss die Politik aus der Fülle der Vorschläge die wichtigsten in eine Reihe bringen." Die Umsetzung erfolge schrittweise, "das wird Jahre dauern", weiß Meyer-Brandis.

Im Stadtplanungsausschuss skizziert der Planer die Grundlagen eines Programmes: Wülfrath fange nicht bei Null an, habe mit der Perspektivenwerkstatt und dem beschlossenen Einzelhandels- und Zentrenkonzept bereits Bausteine, auf die man zurückgreifen können.

Ebenso müssten die Vermarktung des Rathaus-Areals und andere aktuelle Planungen berücksichtigt werden. Weitere Bausteine seien Verkehr und Parken, der demographische Wandel sowie die Akteure vor Ort: "Wir brauchen echte Mitwirkung der Menschen, deren aktive Mitarbeit", betont Meyer-Brandis.

Der Planungsraum für das Step erstreckt sich zwischen den markanten Punkten von Bahnhofsareal, Wareplatz, Teboflor, Bunker, Rathaus und Dienstleistungszentrum. Meyer-Brandis: "Da sitzen die Schwerpunkte. dazu müssen Aussagen getroffen werden."

Dabei müsse darauf geachtet werden, dass die Kleinmaßstäblichkeit und der Charme Wülfraths nicht nur gerettet, sondern weiterentwickelt werde: Wülfrath, die gute Adresse. Die urtümliche Kleinstadt als Unterscheidungsmerkmal. Das Zentrum, fordert er, müsse den Anspruch als Mittelpunkt einer Stadt wieder voll erfüllen - "kulturell, gesellschaftlich und handelstechnisch".

In einem "breiten Katalog an Möglichkeiten", so Meyer-Brandis, könnte vieles für Wülfrath entwickelt. Er stellt sich einen Fassaden-Wettbewerb vor, das Schaffen von so genannten Bummelstrecken - nur um einige Beispiele zu nennen.

Es bedarf schon einer gehörigen Portion Zuversicht, darauf zu vertrauen, dass im Juni 2009 ein so konkreter Masterplan vorliegt, dass daraus exakte Schritte abgeleitet werden können, die Wülfrath tatsächlich nach vorne bringen. Es besteht einfach die Gefahr, dass die Finanzen besten Ideen im Wege stehen werden. Und da ist noch dieser eklatante Widerspruch: Der Planungsexperte betont die Bedeutung des aktiven Mitwirkens der Bürger an dem Veränderungsprozess. Gleichzeitig streicht er die Wichtigkeit der Entwicklung des Rathaus-Areals heraus. Doch gerade bei diesem Prestige-Objekt ist der Bürger außen vor - weil es das EU-Recht so will, sagt die Stadt. Der Bürger wird nicht mehr gefragt, ob ihm das gefällt, was ein ihm unbekannter Investor zwischen Stadthalle und Wasserwelt plant. Das ist keine Bürgerbeteiligung, sondern das Prinzip von "Friss oder stirb"!