Wülfrath: Itzchack Belfer - Beeindruckend und lebensfroh

Itzchack Belfer besuchte ein zweites Mal das Gymnasium. Und wieder ließ der Zeitzeuge die Zuhörer staunen.

Wülfrath. "Es war schon beeindruckend, ihn erzählen zu hören. Besonders, weil er trotz allem so lebensfroh ist", sagt Anna Rau. Die 14-Jährige hatte ihre erste Begegnung mit einem Zeitzeugen: Itzchak Belfer hat Schülern und Besuchern des Gymnasiums am Montagabend von seinen Erlebnissen im Ghetto von Warschau erzählt.

Er löste durch seine Erzählungen Betroffenheit und Fassungslosigkeit aus. Aber auch Bewunderung - für einen Menschen, der trotz allem nicht den Mut verloren hat.

Schüler der Jahrgangsstufe 13 hatten im Rahmen einer Filmveranstaltungsreihe zum Thema NS- und Holocaustproblematik am Montag in die Schule geladen, viele sind der Einladung gefolgt. Einleitend wurde der Film "Requiem für 500 000" gezeigt. Ein Dokumentarfilm über das Warschauer Ghetto, indem die jüdische Bevölkerung der polnischen Hauptstadt zusammen gepfercht dem Hungertod ausgesetzt wurde.

Im Anschluss stellte Itzchak Belfer sich in einer Podiumsdiskussion den Fragen der Schüler. Der israelische Künstler war zwischen 1930 und 1938 im Waisenhaus von Janusz Korczak in Warschau. 1940 konnte er im Alter von 17 Jahren aus dem Warschauer Ghetto fliehen.

Viele Fragen brannten den Schülern auf der Seele. Besonders, ob auf seiner Flucht eher die Hoffnung oder die Angst überwog und wie er Deutschland heute erlebt. "Auf meiner Flucht war ich zu jung, um Angst vor dem Tod zu haben. Die Hoffnung und der Glaube an die Menschen überwog", so Belfer. Heute hegt er keinen Gräuel gegen die Deutschen. "Es ist eine ganz andere Generation, eine andere Epoche."

Mit seiner Kunst kämpft er gegen das Vergessen. "Wenn man vergisst, kann so etwas wieder geschehen. Darum male ich und stelle meine Kunst aus", so Belfer. Traurigkeit, ja Fassungslosigkeit löste er aus, als er von einem Gemälde erzählt, das ihm besonders am Herzen liegt: "Ich habe zu Hause ein Gemälde mit meinen engsten Angehörigen. Keiner von ihnen ist geblieben. Es ist unglaublich."

Die schönste Zeit in seinem Leben hat er im Waisenhaus von Korczak verbracht, das betont Belfer am Montag mehrfach und macht immer wieder seine Bewunderung für den Kinderarzt und Pädagogen deutlich. Kein Wunder, dass da auch die Fragen nach der Umbenennung des Gymnasiums in "Janusz-Korczak-Gymnasium" nochmals aufkam.

Doch während die jüngeren Schüler wie Anna Rau diese Idee begrüßen ("Er war ja ein bedeutender Mann"), sehen ältere Schüler wie die 18-jährige Lisa Becker die Sache kritischer: "Wir haben zu wenig Bezug zu seinem pädagogischen Konzept."