Wülfrath: Sinnlose Zerstörungswut
Bürger beklagen Vandalismus und steigende Verunreingung.
Wülfrath. Innehalten. Ein Moment der Stille. Eine innere Einkehr. Das ist in der Regel an dem Mahnmal im Stadtpark zur Erinnerung an die Toten der Kriege angezeigt. Nachgedacht haben diejenigen nicht, die am Wochenende eine ein Quadratmeter große Sockelplatte vom Podest stießen und so zerbrachen.
"Wessen Geistes Kind muss man sein, um solch eine sinnlose Zerstörungswut an den Tag zu legen?" fragt WZ-Leser Markus Kiel. Er wollte mit seiner fast dreijährigen Tochter Sofie im Stadtpark Kastanien sammeln - im "Korb" landeten aber Eindrücke: von Vandalismus und Vermüllung.
Bonjour, Tristesse! Das Umfeld von Stadthalle, altem Rathaus und Wasserwelt macht einen heruntergekommenen Eindruck. "Und das sieht nicht nur wegen der Kirmes so aus", sagt eine Spaziergängerin im Stadtpark. "Jeden Montagmorgen kann man den Dreck sehen", sagt sie und zeigt auf eine kleine Sitzecke unweit des Tores zur Parkschule. Hier türmen sich achtlos weggeworfene Tüten, Zigarettenkippen, Getränkedosen und Scherben. "Da landen auch Flaschen auf dem Schulhof", merkt sie an.
Ein paar Schritte weiter wieder so eine gemütliche Ecke, die alles andere als heimelig ist: der Schmachtenberg-Brunnen. Auch dort: Papier, Plastikbecher, Kronkorken auf dem Boden - der Brunnen offensichtlich verstopft.
"Besonders krönend", sagt Markus Kiel, "wird ein Spaziergang dann auch noch, wenn man mit dem Kinderwagen an der einen und die Tochter an der anderen Hand Slalom um zerbrochene Flaschen machen darf".
Das sind Momentaufnahmen, die allerdings durch den allgemeinen Eindruck noch ins Negative verstärkt werden. Die halbseitig gesperrte Treppe zwischen Stadthalle und altem Rathaus wuchert immer weiter zu. Am Nebeneingang des leer stehenden Verwaltungsgebäudes ist eine Scheibe eingeschlagen, eine Seite des Treppengeländers abgerissen.
Alles in allem gibt dieser Bereich der Innenstadt, den gerade am vergangenen Wochenende auch sehr viele auswärtige Besucher wegen des Schützenfestes besuchten, eine schlechte Visitenkarte ab: Ungepflegt und dem Verfall preisgegeben - so wartet ein zentrales Real auf eine bessere Zukunft und einen Investor. Die Stadt scheint sich aus der Betreuung herausgezogen zu haben.
"Die Verwaltungssspitze ist auch nicht über die Vorfälle und den Zustand glücklich", reagierte eine Sprecherin des Rathauses auf entsprechende Anfragen der WZ. Sie teile die Empörung der Bürger. Die Stadtspitze habe schon einige Schritte veranlasst, um Missstände direkt abzustellen. "Der Bauhof war auch am Sonntag im Einsatz", hieß es aus dem Rathaus.
Die Sprecherin versichert, dass der Verwaltungsvorstand sich ernsthaft mit dem Thema "Sauberkeit" auseinandersetzt. "Da geht es natürlich auch um die Frage der Verursachung. Denn nicht die Stadt macht den Dreck." Es sei im Interesse der Verwaltung, "dass Maßnahmen eingeleitet werden, die Zustände abzustellen." Konkrete Überlegungen würden angestellt. Die Verwaltung sah sich gestern aber nicht in der Lage, dies zu konkretisieren.
Unrat am Aufgang zur Wasserwelt, Abfall an der Telefonzelle Goethstraße/Ecke Hallenbad, teilweise auch am Angergarten und im Grünzug In den Banden: Markus Kiel sieht vielfach Beispiele für menschliches Fehlverhalten an vielen Punkten der Innenstadt. Er hält es für angebracht, zumindest über die Einrichtung einen Kommunalen Ordnungsdienstes nachzudenken.
Kiel: "Ich würde mich freuen, wenn sich eine der im Rat vertretenen Parteien dieser Angelegenheit annehmen könnte. Oder sollte ich einmal darüber nachdenken, diese offensichtliche Problemsituation zum Anlass zu nehmen, über die Gründung einer Wahlalternative nachzudenken?"