Frauenrechte: „Früher herrschte noch Aufbruchstimmung“

Beratungsstelle und Treffpunkt: „Frauen helfen Frauen“ wird 20 Jahre alt. Junge Frauen für die Vereinsarbeit zu gewinnen, sei schwierig, sagen die Gründerinnen.

Neviges. "Das Männerbild in den Köpfen der jungen Frauen von heute hat sich gewandelt", sagt Monika Schmidt-Bathe. Und sie muss es wissen, denn: Seit 20 Jahren kämpft sie für die Rechte von Frauen in Velbert. Angefangen hat alles im September 1988.

Gemeinsam mit Vereinskollegin Marina Lucyga und 38 weiteren Frauen gründete sie den Verein "Frauen helfen Frauen". Anlaufstelle für ratlose Frauen war der Verein damals und ist er noch heute. Aber die Gründe, warum Frauen Hilfe suchen, haben sich gewandelt.

Die Einrichtung eines Notruftelefons war die erste Tat des Vereins. Drei Nächte in der Woche waren die Leitungen freigeschaltet - immer dann, wenn keine andere Institution geöffnet hatte. "Und die Nachfrage war stark. Drei Frauen haben sich etwa pro Woche gemeldet. Weihnachten mehr", erzählt Marina Lucyga.

Die Gründe für die häufigen Anrufe sind einfach: "Damals gab es kein Frauenhaus, keine Anlaufstelle für misshandelte Frauen."

Doch die Nachfrage wurde so groß, dass sie von den ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen nicht mehr zu bewältigen war. "Die Frauen brauchten eine fachlich fundierte Betreuung.

Es musste eine Anlaufstelle von Seiten der Städte geschaffen werden", sagt Lucyga. 1995 stellten sie das Notruftelefon ein. Auf Antrag des Vereins wurde das Frauenhaus für den Kreis Mettmann eröffnet.

Motivation für Monika Schmidt-Bathe und Marina Lucyga war der Wunsch, Frauen in Notsituationen zu helfen. "Ich habe damals an einer Veranstaltung zum Thema Gewalt gegen Frauen teilgenommen.

Und wir waren alle so erschüttert, dass wir unbedingt aktiv werden wollten", sagt Lucyga. Den Kampfgeist und den Einsatz haben die beiden Nevigeserinnen bis heute nicht verloren - allerdings geht es heute in erster Linie eher um Gleichberechtigung.

Themen wie Frauen und Karriere, Kindergartenplätze und die Rechte von Frauen stehen ganz oben. Frauenforen, Lesungen und "Mädchenstadtrundgänge", bei denen Frauen und Mädchen begleitet werden und ihre Wünsche in die Stadtplanung einbringen sollen, beschäftigen den Verein heute.

Und auch 20 Jahre nach Gründung ist er beratend tätig. "Es kommen oft Frauen, die Familie haben und dann merken, welche Schwierigkeiten auf einmal auf sie zukommen", erzählt Lucyga. Meist hilft dann ein beratendes Gespräch. "Wichtig ist es uns, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wir wollen die Frauen nicht an die Hand nehmen, den Weg müssen sie alleine gehen."

Eine Idee, die offenbar bei jüngeren Frauen nicht mehr so gut ankommt: Der Verein hat Nachwuchssorgen. "Wir sind immer offen für neue Frauen, die uns unterstützen wollen. Das hat leider etwas nachgelassen.

Vor 20Jahren herrschte bei den Frauen noch Aufbruchstimmung", meint Schmidt-Bathe. Es sei zwar schon viel getan worden, "aber der Weg zur völligen Gleichberechtigung ist immer noch lang", sagt Lucyga.