Chaostage in Ratingens CDU

Einspruch: CDU-Vize Klaus Bilzer ficht die Wahlen vom vergangenen Mittwoch an, und Annette Heinrich tritt als Schriftführerin des Stadtverbandes zurück.

Ratingen. Einheit, Kraft, Zuversicht - der CDU-Parteitag in der vergangenen Woche sollte der "Startschuss für eine neue Union" sein. So jedenfalls wünschte sich der Vorsitzende des Stadtverbandes, Rolf Steuwe. Doch der Startschuss verhallte schneller als die Explosion eines Mattenkrachers.

Jetzt sieht die Partei sich mit dem Rücktritt einer Führungskraft und dem Einspruch gegen Wahlen konfrontiert. Seit vergangenem Mittwoch hat die CDU in Stephan Santelmann zwar einen ernst zu nehmenden Bürgermeisterkandidaten. Aber Frieden hat sie nicht.

Durch die Ratsfraktion geht ein tiefer Riss, der Befürworter des Vorsitzenden Ewald Vielhaus von dessen Gegnern trennt. Innerhalb der Partei gilt der Lintorfer Ortsverband als das kleine gallische Dorf, das keine Ruhe gibt. Eben von dort kam gestern die nächste Breitseite auf die CDU-Oberen.

Und zu allem Überfluss sickerte im Laufe des Tages durch, dass Annette Heinrich, die Schriftführerin des Stadtverbandes, ihr Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt hat.

Das Vertrauensverhältnis zwischen ihr und dem Vorstand sei tief gestört. "Hier herrscht ein Umgang miteinander, dabei möchte ich nicht mehr mitmachen", sagte die 31 Jahre alte Biochemikerin der WZ auf Anfrage. Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss sie aus.

Der Rücktritt der jungen Hoffnungsträgerin wird die CDU in den nächsten Tagen sicher ebenso sehr beschäftigen, wie die Ankündigung von Klaus Bilzer. Der Vorsitzende der Lintorfer Christdemokraten kündigte an, die Wahlen des Parteitages vom vergangenen Mittwoch anfechten zu wollen.

"Ich kann mich mit dem, was am 10. September 2008 vorgefallen ist, als stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbandes nicht einverstanden erklären", teilte Bilzer der Presse und dem CDU-Chef Steuwe mit.

Bilzer bemängelt, dass mindestens zwei Anwesende auf dem Parteitag nicht wahlberechtigt gewesen seien. Hintergrund sind Schnupper- oder Gastmitgliedschaften, von denen es in jüngster Zeit in Ratingens Junger Union eine wahre Flut geben soll. Von 80 bis 90 neuen Christdemokraten ist die Rede.

Manche Parteimitglieder vermuten, dies geschehe im Hinblick auf die Nominierung des Bundestagskandidaten am 13. November in Heiligenhaus. Ratingens CDU hat sich bereits für Vielhaus ausgesprochen. Und je mehr Mitglieder ein Stadtverband hat, desto mehr Delegierte darf er zur Urwahl entsenden.

Parteichef Steuwe spricht von etwa 50 neuen Mitgliedern, die vor allem der Kür Santelmanns zum Bürgermeisterkandidaten zu verdanken seien. Sicher seien dabei auch Neue bei der Jungen Union. "Aber deren Zahl ist nicht über Gebühr hoch."

Richtig sei auf jeden Fall, dass Gastmitglieder ein Jahr lang keinen Beitrag bezahlten, dafür aber auch kein Stimmrecht hätten. Die Wahlen vom 10. September zu prüfen, sei aber nicht seine Aufgabe, sondern die der Kreispartei.

Die dürfte inzwischen auch auf dem Laufenden sein. Klaus Bilzer hat sie informiert.