Wülfrath: GWG und Clees wetteifern um das Asylbewerberheim in Oberdüssel
Der Unternehmer hat drei Angebote vorgelegt. Erhielt er Tipps?
Wülfrath. Das Asylbewerberheim am Oberdüsseler Weg soll verkauft werden. Darüber herrscht Einigkeit. Klar ist der Politik auch, dass der Buchwert des sanierungsbedürftigen Areals - um die 900 000 Euro - nicht zu erzielen ist. Der Verkehrswert liegt deutlich niedriger. Zwei Interessenten wollen nun den Zuschlag erhalten. Und das birgt Brisanz, wie im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses deutlich wurde. Sowohl die Stadttochter Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, als auch die Clees-Gruppe, die gerade erst Stadt und GWG verklagt hat, wollen kaufen.
Wie Sauerbier wurde in den vergangenen Monaten die Immobilie im Internet angeboten - mit sehr geringer Resonanz. Im August ist dann der Rat - ebenfalls nicht-öffentlich - mehrheitlich der Grundidee gefolgt, das baufällige Heim an die Stadttochter GWG zu veräußern. Der Hintergrund: Die Immobilie würde im Konzern Stadt verbleiben, die Gesamtbilanz nicht allzu negativ belastet. Zu diesem Zeitpunkt soll die Clees-Gruppe noch kein Interesse angemeldet haben.
Wie jetzt im Hauptausschuss von der Verwaltung vorgelegte Gesprächsnotizen ausweisen, hat dann im September ein Mitarbeiter von Clees im Amt für Liegenschaften ein erstes, zu niedriges Angebot unterbreitet. Kurz danach soll dann der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Gerd Rammes im Rathaus nachgefragt haben, wie hoch das Angebot der GWG sei. Die Verwaltungsmitarbeiter sind verpflichtet, einem Ratsmitglied Auskunft zu erteilen. Nach der Rammes-Anfrage hat Clees ein neueres, höheres Angebot vorgelegt. Die GWG ihrerseits offeriert der Stadt ein zweigeteiltes Angebot: Erst eine Kaufsumme und später eine 50-prozentige Beteiligung am Mehrwert des Objekts. Die Summe dieser Offerte stand dann in einer Sitzungsvorlage für einen Ausschuss. Und kurze Zeit später erhöhte Clees erneut und legte ein drittes Angebot vor.
Der Ausschuss hat über eine Vergabe nicht entschieden. Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff hatte das Thema von der Tagesordnung genommen, die Angelegenheit zur Prüfung der Kommunalaufsicht übergeben. In den Fraktionen wurde der Sachverhalt "einigermaßen geschockt", wie ein Ratsherr sagte, aufgenommen. Ob der inzwischen zurückgetretene Gerd Rammes Informationen - was rechtlich nicht unkorrekt sein soll - an Clees weitergegeben hat, lässt sich nicht belegen. "Die zeitliche Nähe könnte diesen Schluss zulassen", so der Tenor im Ausschuss. Pikant: In der Klage gegen Stadt und GWG führt Clees Rammes als seinen Kronzeugen an.