Wülfrath Pro sagt das Kartoffelfest ab

Der Vorstand entscheidet sich gegen ein Fest der Kompromisse und setzt die Veranstaltung aus. Ein kleiner Ersatz soll das „Erntefest“ sein.

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Wülfrath. Das Telefon von Melanie Wolfram stand ab gestern Mittag nicht mehr still. Da hatte Wülfrath Pro die Bombe platzen lassen: „Der Vorstand von Wülfrath Pro hat sich nach langer Planung und Abwägung der Möglichkeiten dazu entschlossen, in diesem Jahr kein Kartoffelfest zu veranstalten“, heißt es in einer Stellungnahme des Führungs-Trios Sabrina Reich, Karin Schwanbeck und Melanie Wolfram.

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Die ersten Reaktionen im Internet: eine Mischung aus Enttäuschung und Verständnis. Dass das neue Führungs-Trio das Kartoffelfest nicht einfach als Selbstverständlichkeit aus dem Ärmel schütteln würde, war von Anfang an klar. Im Mai übernahmen sie die Vereinsführung — bis dahin war nichts vorbereitet worden. Die Vorsitzenden stellen in ihrer Stellungnahme fest: „Bei einem Fest dieser Größenordnung hätte zu dem Zeitpunkt ein Großteil der Planung bereits stehen müssen, was aber aufgrund des fehlenden Vorstands nicht der Fall war.“

Man habe versucht, dies nachzuholen. Aber: „An vielen Stellen hätten wir jetzt Kompromisse liefern müssen.“ Aus wirtschaftlichen Gründen und um die von der Öffentlichkeit erwartete Qualität des Fests zu sichern, wollte das der Vorstand nicht.

Neben dem schweren Start verweist das Frauen-Trio auch auf einen Kernkonflikt in diesem Jahr: „Ein Großteil unserer Mitglieder sind Händler aus Wülfrath und als solche müssen diese von einem Kartoffelfest profitieren, denn letzten Endes zahlen sie für diese Veranstaltung.“ Der positive Effekt sei jedoch nur unter zwei Bedingungen zu erfüllen. Erstens: Der verkaufsoffene Sonntag findet statt. Zweitens: Die Besucher werden durch die Verteilung der Stände und Bühnen durch die Stadt geführt. Bei beiden Punkten melden Wolfram, Schwanbeck und Reich Zweifel an.

Nachdem Verdi in Velbert-Neviges bei einem verkaufsoffenen Sonntag in letzter Minute ein Öffnungsverbot erwirkt hat, besteht eine gewisse rechtliche Unsicherheit darüber, welche Anlässe offene Geschäfte am Sonntag rechtfertigen und welche nicht. Wie die WZ berichtete, ist die Stadt sich sicher, dass das Kartoffelfest als Traditionsveranstaltung nicht gefährdet ist. Wülfrath Pro hat da Restzweifel.

Schwer wiegt aber auch die Frage, in welcher Form und wo das Fest überhaupt stattfinden könnte. Wülfrath Pro schreibt: „Bei der Planung stießen wir immer wieder auf das Problem, dass gewisse Flächen innerhalb Wülfraths durch die laufenden Baustellen zum Kartoffelfest einfach nicht zur Verfügung stehen werden.“ Das betreffe auch Zugangs-, Flucht- und Rettungswege. Keine Option sei es, das Kartoffelfest deshalb auf einem kleinen, der Fußgängerzone abgewandten, Platz zu veranstalten. „Das lockt die Besucher eher aus der Innenstadt heraus.“

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: 2017 will die Werbegemeinschaft dann ein würdiges 30. Kartoffelfest abliefern. Als kleinen Trost in diesem Jahr bringt das Führungstrio eine Ersatzveranstaltung ins Spiel. Am Wochenende, 24. und 25. September, soll Wülfrath ein Erntefest mit vielen bunten Aktionen in der Innenstadt feiern. Der Fokus soll dann auf dem Samstag liegen und das Abendprogramm eingeschränkt sein.

Oder kommt doch noch alles ganz anders? Wülfrath Pro überraschte nicht nur die Bürger mit der Absage des Festes, sondern auch die Stadt. Sprecherin Franca Calvano bestätigte, dass die Nachricht im Rathaus eine Neuigkeit war. Noch gestern Abend trafen sich Stadt und Wülfrath Pro zu einem Abstimmungsgespräch. Bis dahin lehnten beide Parteien weitere Statements ab. Ein letzter Rettungsversuch für die Knolle? Für den heutigen Morgen ist bereits eine spontane Pressekonferenz terminiert.