Wülfrath: Was den Verkauf unter Wert plausibel macht

Im Jugendhaus-Geschäft geht es morgen zum Notar.

Wülfrath. Jetzt steht dem Vertrag nichts mehr im Wege: Am Freitag treffen sich Vertreter von Stadt und Investor beim Notar, um den Verkauf des Jugendhauses In den Eschen abzuschließen. Für 225 000 Euro gibt die Stadt das Haus - samt rund 3000 Quadratmeter ab. Dass es sich dabei nicht um einen Dumping-Preis handelt, rechnete die Verwaltung im nicht-öffentlichen Teil vor.

Die Verwaltung lieferte mit diesem Geschäft ein Vorzeigebeispiel dafür ab, wie die Öffentlichkeit desinformiert wurde. Die Folge: Das Unverständnis um eine vermeintlich verscherbelte Immobilie wuchs. Wolfgang Müller (SPD) kritisierte diese Stimmen als "unsinniges Treiben in der Bevölkerung". Dabei hat die Verwaltung diese Entwicklung entscheidend zu verantworten.

Seit 2005 bemüht sich die Stadt, das Jugendhaus zu verkaufen. Seit Mai 2007 wird für das insgesamt 24000 Quadratmeter große Areal im Internet geworben. Dort ist auch von den Bodenrichtwerten zwischen 215 und 235 Euro Quadratmeterpreis die Rede. Dass ein Verkaufswertgutachten 2008 für das Jugendhaus einen Preis von 258 000 Euro ermittelt hat, wurde nicht öffentlich kommuniziert. Im Gegenteil: Im schnelllebigen Internet wird - auch gestern noch - auf dem Stand von 2007 geworben.

Seit 2007 hat es laut Stadt Kontakte zu 18 potenziellen Investoren gegeben. Bis auf zwei seien alle abgesprungen. Nicht nur der durch die Wirtschaftskrise angetriebene Preisverfall hat die Stadt dazu motiviert, das Jugendhaus schnellstmöglich zu verkaufen. Der Unterhaltungsaufwand wurde mit 26500 Euro pro Jahr beziffert.

Außerdem wurde das Umfeld immer unansehnlicher. Die Vandalismus-Gefahr und damit ein weiterer Werteverlust stieg. Vor diesem Hintergrund fällte der alte Rat im September seinen Verkaufsbeschluss. Vor dem Hintergrund dieser Daten wirkt der "unter Wert"-Verkauf plausibler - offenbart aber auch Management-Fehler in der Verwaltung.