Wülfrath Von der Intensivstation auf die Schafweide
Wülfrath. · Stefanie Lamberti ist gelernte Krankenschwester und hat 2015 ihre Leidenschaft für Schafe entdeckt. Ihre Schafherde umfasst derzeit 65 Tiere. In der Herde befinden sich auch 20 Jungtiere.
Dass Stefanie Lamberti mal Langeweile hat, ist wohl eher eine Ausnahme. Die 44-Jährige arbeitet als Krankenschwester, Naturpädagogin – und Schäferin. Gerade während der Lämmerzeit hat sie alle Hände voll zu tun: Mehr als 20 Jungtiere sind es allein in diesem Jahr. Vor ein paar Jahren sah das noch anders aus.
Die Natur hat schon immer eine große Rolle im Leben von Stefanie Lamberti gespielt. Als Kind verbrachte die Wülfratherin immer viel Zeit im Freien. Das ist ihr auch bei den eigenen Kindern wichtig. Doch heutzutage stelle sie immer wieder fest, dass mit steigendem Leistungsdruck der Kinder immer weniger Raum bleibe, in dem sie mal keinen Ansprüchen und Erwartungen genügen müssen. Seit 20 Jahren arbeitet die gelernte Krankenschwester auf der Intensivstation, doch sie weiß, dass sie diesen Beruf, den sie nur noch in Teilzeit ausübt, irgendwann an den Nagel hängt.
Zusammenarbeit sowohl mit Kindergärten als auch Schulen
Durch die Geburt ihrer Kinder, es sind drei Jungen, trat sie bereits im Job kürzer. 2014 durfte sie sich zertifizierte Naturpädagogin nennen, veranstaltete Kindergeburtstage in der Natur. Aktuell arbeitet sie noch mit Kindergärten und Schulen bei diversen Projekten zusammen. Seit 2015 ist sie auch noch Schäferin – und das mit Leidenschaft. „Wenn man einmal davon gefangen ist, ist das wie ein Virus, man kommt nicht mehr los“, erklärt Lamberti.
Mittlerweile ist ihre Herde auf 65 Schafe gewachsen. Bis zu 150 Tiere sollen es einmal werden. Denn die Schäferin bewirtschaftet seit diesem Jahr eine Fläche von 14,5 Hektar.
Gerade Anfang des Jahres bis in den März hinein war Lämmerzeit, 23 Jungtiere kamen hinzu. Lamberti ist zu solchen Stoßzeiten meist rund um die Uhr im Einsatz. „Ohne meinen Mann und andere Helfer würde das nicht gehen“, erklärt die Hirtin. Während der Lammzeit müsse sie manches mal auch im Stall schlafen. „Es gibt einige Einbußen, doch die nehme ich gerne in Kauf.“
Ein Großteil der Tiere sind so genannte Landschafe, weil sie zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Nur elf der Tiere sind Fleischschafe. Das bedeutet, sie werden geschlachtet, ihr Fleisch wird weiterverkauft. Auch die Wolle wird durch eine externe Firma zu Schurwollteppichen weiter verarbeitet und schließlich von Lamberti verkauft.
Lamberti hat für ihr Engagement zwei Auszeichnungen erhalten
Bevor das geschieht, muss die Schäferin jedoch selbst Hand anlegen. „Ich schere selbst“, sagt Lamberti. Für ihre vielseitige Arbeit in der Region wurde die Wülfratherin nun gleich zweimal mit dem Gütesiegel „Typisch Neanderland“ ausgezeichnet – als Herstellerin für Lammfleisch in ihrer Bioland-Schäferei sowie für ihre Aktivitäten mit Kindern „Die Naturentdecker“. „Ich bin total froh über die Zertifizierung, habe dadurch auch schon viele weitere Anfragen bekommen. Außerdem zeigt es auch unsere Verbundenheit mit dem Neanderland“, sagt Lamberti.
Das einzige, was ihr und ihrer Familie jetzt noch fehle, sei ein eigener Hof mit Laden. Das soll sich bald ändern: Die Lambertis wollen einen alten Hof restaurieren. Das Gebäude soll unter anderem ohne eine elektrische Heizung auskommen, geheizt wird mit einem Ofen. Zudem wird das Haus mit Schafswolle gedämmt. Lamberti: „Mehr Bio geht nicht.“