Wülfrath: „Wir stoßen die Tür zur Stadt auf“

Für das Stadtentwicklungsprogramm gibt es beim Bürgerforum Lob, aber auch kritische Stimmen. Einige Einzelhändler der Fußgängerzone fürchten um ihre Existenz.

Wülfrath. Stadtpark, Angergarten und In den Banden werden zu einem grünen Band verwoben. Die Wilhelm- und andere Einkaufsstraßen laden zum Bummeln ein. Nach Geschäftsschluss wird die City zum Freizeit-Erlebnisraum. Und der Verkehr rollt nicht mehr an der Innenstadt vorbei, sondern wird über einen neuen Kreisverkehr an der Bahnhofstraße zielgerichtet in das "große Einkaufszentrum Wülfrath" geleitet. Die Umsetzung des Stadtentwicklungsprogramms (Step) soll Wülfraths Innenstadt eine bessere Zukunft bescheren. In einem Bürgerforum wurden die Ziele dargestellt und Meinungen der Bürger eingeholt - und die war nicht nur positiv.

Rund 70 Männer und Frauen - zum ganz überwiegenden Teil Funktionsträger aus Politik, Verwaltung und Einzelhandel - konnte Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff im gut klimatisierten Ratssaal begrüßen. "Die Innenstadt als die Wülfrather Visitenkarte" formulierte sie als Vision, bei deren Realisierung man auf "das Mitmachen aller Akteure angewiesen ist". In zehn bis 15Jahren sollte das Programm umgesetzt werden.

Wolfgang Mesenholl, Aachener Stadt- und Verkehrsplaner, moderierte den Abend. Kollegen aus seinem Büro erläuterten das Vorgehen und die Details. Mesenholl unterstrich, dass die Aufgabe des Rathauses an der Goethestraße und die daraufhin initiierte Perspektivenwerkstatt im Jahr 2005 Anstöße für das Step waren. Zu Grunde gelegt wurde auch das Verständnis von Stadtentwicklung, wie es sich aus Sicht von Planungsamtsleiterin Christiane Singh darstellt: "Nicht wachsen, sondern qualitätsvolles Erhalten der Funktionen."

Mit dem Bau der Goethe-Passage - laut Stadt will der Investor Ende 2010 eröffnen - verändert sich die Stadt markant. Damit die Innenstadt davon profitiere, müsse die Altstadt mit dem Neuen verbunden werden. Das soll über eine Neugestaltung Im Spring und durch das Schaffen einer Blickverbindung von Goethe-Passage zur Altstadt geschehen. Das Ausdünnen der Baumsbestandes am Krapps Teich und der Abriss der Mauer am Parkdeck werden in Erwägung gezogen.

Die Stadtplaner hoben außerdem die Notwendigkeit hervor, dass mehr Wohnraum in der Innenstadt geschaffen werden muss, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Ein Quartier, dass sie sich dafür ausgesucht haben: der heutige Rewe-Markt am Parkdeck Flügelskämpchen. Ein Entwicklung - das wurde auf dem Bürgerforum deutlich -, die bei Händlern in der Fußgängerzone Ängste schürt. Mehrer warnten vor dem Aus der Fußgängerzone.

Außerdem schreiben die Planer eine neue verkehrliche Erschließung ins das Programm. "Heute kreiselt der Autofahrer um die Innenstadt und fährt vorbei." Das soll nicht nur mit einer besseren Ausschilderung, sondern auch mit einem weiteren Kreisverkehr an der Bahnhofstraße gelingen. Die Planer sind sich sicher: "Wir stoßen das Tür zur Stadt auf."

In ersten Reaktionen begrüßt Peter Schlüter zum Beispiel eine Aufwertung der Wilhelmstraße, "wenn kein Parkraum verloren geht". Gastronomin Jutta Korten findet die Idee mit dem Kreisverkehr spannend. Dass dieser schnell kommt, ist allerdings eher nicht zu erwarten. Da ist das Land als Finanzier gefragt. Mit Blick aufs Kreisverkehr-Provisorium Mettmanner Straße ist das nicht ermutigend...