„Zuerst geht es um die Schüler“

Wülfraths Bürgermeisterin Claudia Panke spricht über das Thema Überhangklasse und die Integration von Flüchtlingen.

Foto: Stefan Fries

Wülfrath. Auch im Rathaus ist das Thema Überhangklasse kurz vor den Sommerferien allgegenwärtig. Die Bezirksregierung hatte eine kurze Mail geschickt: „Die Koordinierungssitzung hat ergeben, dass die Sekundarschule zum nächsten Schuljahr eine Überhangklasse einrichtet“, war darin zu lesen. Das Thema wird bei der kommenden Ratssitzung am 11. Juli eine wichtige Rolle spielen.

Frau Panke, was haben Sie nach der Koordinierungssitzung von der Bezirksregierung erwartet?

Claudia Panke: Ich erwarte, dass eine adäquate Beschulung der Kinder ermöglicht wird, eine entsprechende Ausstattung und einen Klassenlehrer, den das Land zum Beginn des Schuljahres stellt. Die Antwort war aber eher ablehnend.

Die Zeit drängt, die Sommerferien stehen vor der Tür. Wie geht es nun weiter mit diesem Thema?

Claudia Panke: Am kommenden Montag wird ein Beratungsgespräch mit Vertretern der Bezirksregierung stattfinden. Aber jetzt geht es erst einmal um die Schüler und die Eltern. Sie müssen schnell Klarheit haben.

Wenn die Überhangklasse eingerichtet wird, wen betrifft das und ist genug Platz vorhanden?

Claudia Panke: Sollte die Überhangklasse eingerichtet werden, betrifft dies 15 Wülfrather Schüler und neun auswärtige. Ein Klassenraum wäre vorhanden, weil die Realschule vier Klassen aufgibt und die Sekundarschule dreizügig ist.

Zu einem anderen Thema: Der Rat wird höchstwahrscheinlich mehrheitlich dem Verwaltungsvorschlag folgen, Flüchtlinge am Standort Kastanienallee unterzubringen. Damit wäre das Problem mit der maroden Unterkunft In den Eschen, die abgerissen werden soll gelöst. Was aber wird für diejenigen unternommen, die anerkannt sind und integriert werden müssen?

Claudia Panke: Zu den Aufgaben, die in der zweiten Jahreshälfte ganz oben auf der Agenda stehen, gehört das Integrationskonzept. Das wird nach der Sommerpause in den Gremien bearbeitet. Die Liste der Themen ist lang. Kinder, Bildung, Unterbringung der anerkannten Flüchtlinge in Wohnungen, Berufs- oder Ausbildungsmöglichkeiten für die Erwachsenen und vieles mehr müssen in diesem Konzept koordiniert werden.

Wie viele Menschen leben aktuell anerkannt oder als Asylbewerber in Wülfrath?

Claudia Panke: In Wülfrath gibt es nach einer Prognose (Stichtag 1. Juni) 83 anerkannte Flüchtlinge mit Wohnsitzauflage und 226, die einen Antrag auf Asyl gestellt haben, der noch nicht abschließend beschieden ist. Die Zahl ändert sich ständig, aber die Aufgaben bleiben die gleichen.

Wo sehen Sie die größten Hürden für die anerkannten Asylbewerber?

Claudia Panke: Eine Herausforderung ist die Unterbringung der anerkannten Flüchtlinge in Wohnungen. Eigentlich müssen sich die Menschen selber auf dem Wohnungsmarkt umsehen, aber wir werden ihnen dabei helfen müssen. Preiswerter Wohnraum ist in Wülfrath rar. Ich habe bei diesem Thema die Quartiersentwicklung im Blick. Eine eigene Wohnung ist ein wichtiger Baustein der Integration, genau wie der Erwerb der Sprache, um Bildungschancen oder Berufsmöglichkeiten zu ergreifen.

Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in Bezug auf die Zahl der in Zukunft zugewiesenen Flüchtlinge und die der anerkannten?

Claudia Panke: Wie sich die Zahlen entwickeln werden, kann niemand voraussagen. Wir haben aber eine gute Vereinbarung mit der Bezirksregierung Arnsberg, wenn es um Zuweisungen geht. Wir müssen jedoch jeweils neue Zielvereinbarungen treffen.

Die Wohnsitzauflage endet im Jahr 2020. Es gibt Stimmen aus der Politik, die meinen, dass es die Menschen dann in die Ballungsräume zieht.

Claudia Panke: Vielleicht lernen sie Wülfrath zu schätzen. Hier gibt es nicht die Anonymität, die in Großstädten herrschen kann. Hier kümmern sich viele ehrenamtlichen Helfer um die Flüchtlinge. Ihr Einsatz ist unglaublich und großartig.