„Wir stehen hinter der Marke“
Kreis Mettmann. Was bringt das Label „Neanderland“, mit dem der Kreis Mettmann touristisch wirbt? Die WZ sprach darüber mit Manfred Schulte, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag.
Herr Schulte, sie als Langenfelder, fühlen Sie sich eigentlich als Neanderländer?
Schulte: Sie spielen auf die Marke Neanderland an. Ich selbst habe nichts gegen sie. Aber wenn Sie mich fragen, dann würde ich sagen: Die Langenfelder, aber auch die Monheimer und Hildener können mit dem Begriff wahrscheinlich gar nichts anfangen.
Und trotzdem steht die SPD hinter dieser Marke.
Schulte: Natürlich stehen wir hinter der Marke und wir unterstützen auch das Tourismuskonzept des Kreises Mettmann. Es bedarf bestimmter Maßnahmen, die Marke bekannter und populärer zu machen — auch bei den Menschen, die eher im Südkreis leben.
Wie könnte das ihrer Ansicht nach denn geschehen?
Schulte: Keine Ahnung. Da gibt es keinen eindeutigen Plan, wie das geschehen kann. Dafür gibt es ja Spezialisten, die Maßnahmen entwickeln. Wichtig ist aber, dass auch bedeutende Einrichtungen wie das Neanderthal Museum eingebunden werden.
Wenn wir über die Marke sprechen, assoziiert man sofort das Neandertal. Da sollte ja ein Hochpfad und jede Menge mehr entstehen. Nun ist der Masterplan geplatzt. Sehen sie noch eine Chance, wie das Tal entwickelt werden kann?
Schulte: Auf jeden Fall. Denn das Neandertal mit dem Museum eignet sich perfekt als Leuchtturm für die ganze Region. Der Versuch mit dem Hochpfad und den Türmen war auch nicht schlecht. Wichtig ist mir beim dem Thema aber auch noch die Sache mit dem Naturschutz. Da wurde ja sehr viel hochgekocht.
Was meinen Sie denn konkret?
Schulte: Es gab viele, die gesagt haben, der Hochpfad und die Türme zerstörten die Natur im Neandertal. Das ist nicht richtig. Wir dürfen doch nicht vergessen, dass Natur heutzutage nicht wirklich natürlich ist, sondern immer menschengemacht. Und ich bin der Überzeugung: Eingriffe in die Natur müssen nicht zulasten des Naturschutzes gehen.
Alles konzentriert auf das Neandertal. Gibt es nicht auch andere schöne Ecken im Kreis Mettmann?
Schulte: Auf jeden Fall. Die Urdenbacher Kämpe, der Rhein, das Ittertal oder auch die ganze Landschaft um Wülfrath-Flandersbach sind fantastisch. Aber nichts eignet sich so gut für die Entwicklung eines Leuchtturmprojekts wie das Neandertal eben.
Sprechen wir einmal über den Neander-Steig. Was sagen sie denn zur Verzögerung des Eröffnungstermins?
Schulte: Das sollte nicht überbewertet werden. Das kann passieren.
Hat es Sie überrascht, dass die Grünen Kritik an dem Steig üben, weil durch das Anlegen neuer Wanderwege die Landschaft zerstört werde?
Schulte: Ich bezweifele, dass das alle bei den Grünen so sehen. Ich glaube, viele bei den Grünen leiden unter diesen fundamentalen Ansichten, die mancher in der Partei hat.
Und wie sieht es denn in ihrer Partei aus: Sie sind noch nicht lange in ihrem Amt. Fühlen Sie sich angekommen in ihrer Rolle?
Schulte: Ich kann natürlich keinen Carraro (sein Vorgänger im Amt, Anm. D. Red.) kopieren. Das war auch nicht mein Ziel. Es gibt eben Unterschiede zwischen dem Kampf mit einem Säbel oder einem Florett. Aber uns verbindet, dass wir in der Lage sein wollen, unsere Gegner noch in die Augen schauen zu können.
Mal was ganz anderes: Was sagen sie denn als Langenfelder zu der Steuerpolitik Monheims?
Schulte: Ich fand das schon ein dickes Stück, das Monheim nicht einmal den Landrat frühzeitig über die Pläne der Steuersenkung informiert hat. Ich kann ja verstehen, dass die Monheimer erst einmal an sich denken. Aber langfristig schaden sie allen anderen Städten, auch wenn das von vielen anders gesehen wird. Und die Unternehmen, die nun nach Monheim kommen, haben zwar die Ersparnis bei der Gewerbesteuer, dafür müssen sie aber mehr Körperschaftssteuer zahlen.
Wie sehr wird das Thema denn jetzt noch in der Politik diskutiert?
Schulte: Ich habe das ja schon bei den Haushaltsberatungen angesprochen. Und dabei hat man ja gesehen, dass andere Fraktionen ebenso kritischer Meinung waren. Ich finde, dass der Kreis auch mehr eine kontrollierende Funktion bei der Steuerpolitik einnehmen müsste.
Diese Frage muss zum Schluss jetzt noch sein: Ist Dirk Wedel von der FDP eigentlich genauso ihr Lieblingsfeind wie er es für Ihren Vorgänger war?
Schulte: Ich sage es mal so: Herr Wedel war der Lieblingsfeind von Herrn Carraro, und ich möchte nicht, dass er Phantomschmerzen bekommt.