Zugvögel: Landebahn Kreis Mettmann

Viele Zugvögel leben im Kreis Mettmann. Ein Experte aus Haan sagt, wo genau.

Kreis Mettmann. Manche kommen im Schwarm, andere fliegen alleine. Einige sind nachts unterwegs, andere tagsüber. Aber alle haben das gleiche Ziel: Sie wollen nach Mittel- und Nordeuropa. Seit Februar sind Scharen von Zugvögeln unterwegs, um nach drei Monaten, die sie in Winterquartieren verbracht haben, zurückzufliegen.

Viele von ihnen sind nur auf der Durchreise und flattern weiter Richtung Norden, wie Störche oder manche Gänsearten. Für einige Vögel liegt die Landebahn jedoch im Kreis Mettmann. Ihren Zielort finden sie mit größter Präzision und Pünktlichkeit. So kann eine Schwalbe zwischen immer demselben Haus in Haan und Afrika pendeln.

Einer, der sich mit Zugvögeln auskennt, ist Vogelexperte Volker Hasenfuß aus Haan. Seit 1984 beschäftigt er sich mit den Tieren. Er weiß, welche bereits angekommen sind und welche noch ziehen. „Im Februar habe ich die ersten Sing- und Walddrosseln hört. Auch die Feldlerche ist ein Frühankömmling“, sagt er. Die Kraniche seien auch schon unterwegs gewesen. „Sie machen kurz Halt, fliegen aber weiter nach Norddeutschland und Skandinavien.“

Erst in der vergangenen Woche sind Blau- und Schwarzkehlchen im Kreis Mettmann angekommen, genauso die sogenannten „fliegenden Glücksbringer“, die ersten Rauch- und Mehlschwalben. Hasenfuß: „Zu sehen sind sie beispielsweise in Haan Gruiten. Da gibt es eine ganze Kolonie.“

Ein richtiger „Neanderländer der Lüfte“ ist die Mönchsgrasmücke, die im Kreis Mettmann weit verbreitet ist. Und sie ist ein wahrer Langstreckenflieger. Im Herbst ziehen die Vögel bis an den Äquator in Afrika. „Sie sind mehrere Wochen unterwegs und legen tausende von Kilometern zurücklegen. Zwischendurch machen sie mal Rast, um die Futterreserven aufzufüllen.“ Die Feldlerchen dagegen fliegen nur bis Nordafrika.

Dass die Tiere so unterschiedliche Distanzen zurücklegen (einige hundert Kilometer bis mehr als 20 000 Kilometer) hat mit ihrem Temperaturempfinden zu tun. „Das ist genetisch festgelegt. Grund für den Zug der Vögel ist aber auch das im Winter immer knapper werdende Nahrungsangebot“, sagt Hasenfuß.

Ende April erwartet der Experte die Mauersegler zurück — die „Hochleistungssportler“ unter den Vögeln, fliegen sie doch permanent und kommen nur zum Brüten auf den Boden. „Sie schlafen und paaren sich sogar im Flug“, sagt der Ornithologe.

Trauerfliegenschnäpper, die im Hildener Stadtwald zu finden sind, Blaufalke, Gartengrasmücke und Grauschnäpper sind ebenfalls Spätankömmlinge, deren Ankunft sich sogar bis Anfang Mai hinziehen kann. Dazu gehört auch der Pirol, der in der Urdenbacher Kämpe lebt.

„Generell gilt aber für dieses Jahr, dass alle Vögel früher dran sind. Grund dafür ist die Klimaerwärmung. Durch die wärmeren Temperaturen gibt es früher Insekten, die Nahrung vieler Zugvögel“, sagt Hasenfuß. Dass die Temperaturen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer milder geworden sind, hat dazu geführt, dass Stare gar nicht mehr ziehen. „Sie bleiben hier, weil ihnen das Nahrungsangebot in den Wintermonaten ausreicht.“

Und Vögel wie die Nachtigall oder der Kuckuck sind nicht mehr im Kreis Mettmann beheimatet. „Sie finden hier nicht mehr die Lebensbedingungen, die sie brauchen.“