Online-Recherche in Heiratsregistern Wie Familienforscher heutzutage arbeiten

Kreis Viersen · In alten Akten blättern und Staub einatmen – so sah früher oft die Archivarbeit von Menschen aus, die auf der Jagd nach Informationen über ihre Vorfahren waren. Inzwischen geht immer mehr digital — auch im Kreis Viersen.

Matthias Herm, Ramona Vahle-Bonsels und Michael Habersack (v.l.) zeigen die alten Heiratsregister auf Papier.

Foto: Kreis Viersen

Woher komme ich? Was hat zu mir geführt? Für viele Menschen sind das keine rein philosophischen Fragen. Vor allem im fortgeschrittenen Alter erwacht das Interesse an den eigenen Vorfahren: Lebte unsere Familie schon immer hier am Ort? Welchen Beruf hatte der Urgroßvater? Weil Antworten darauf oft in historischen Dokumenten zu finden sind, bevölkern Ahnenforscher die Benutzersäle vieler historischer Archive. Was früher nur mit Blättern in alten Akten ging, ist dank Digitalisierung heutzutage in vielen Fällen einfacher. Auch das Archiv des Kreises Viersen arbeitet daran, den Zugriff auf Unterlagen zu vereinfachen. Um beispielsweise herauszufinden, dass ein gewisse Heinrich Häser am 15. Mai 1942 in Dülken Agnes Bonsels heiratetet, muss man seit Kurzem nur noch einen der Namen in den Suchschlitz des Archivportals www.archive.nrw.de eintippen. „Bis vor kurzer Zeit mussten für diese und ähnliche Suchen handgeschriebene oder bestenfalls maschinenschriftliche, sogenannte Dezennaltabellen, durchgesehen und mit den dort ermittelten Urkundennummern die gesuchte Personenstandsurkunde herausgesucht und kopiert werden“, beschreibt die Kreisverwaltung diesen Fortschritt.

„Die Erschließung, wie sie jetzt hier ehrenamtlich geleistet wird, ermöglicht die Volltextsuche nach einzelnen Personennamen und Daten. Dafür wurden die Daten abgetippt und sind somit als Volltext durchsuchbar. Das ist ein riesiger Komfortgewinn“, sagt Kreisarchivleiter Michael Habersack. Dass das Archiv Viersen bei zahlreichen Heiratsregistern einen so großen Datenreichtum anbieten kann, ist dem Engagement einer Arbeitsgruppe um Ramona Vahle-Bonsels zu verdanken. Während der Corona-Pandemie haben Vahle-Bonsels und Habersack die bereits digitalisierten Personenstandsregister in den Blick genommen. Im Oktober 2021 habe das Projekt der „Tiefenerschließung“ der Heiratsregister für alle Teile des Kreisgebiets, für die das Kreisarchiv zuständig ist, begonnen, teilte die Kreisverwaltung weiter mit. Bisher wird das Zeitfenster von 1926 bis 1943 bearbeitet. Die Heiratsregister des Jahres 1943 sind die jüngsten, die im Kreisarchiv vorliegen. Jüngere Heiratsregister liegen noch bei den Standesämtern.

Arbeitskreis freut sich
über weitere Interessierte

Das Ergebnis dieser Mühen: Im Archivportal kann in den Heiratsregistern des Kreisgebiets derzeit schon nach mehr als 14 000 Personen gefahndet werden. Damit soll aber längst nicht Schluss sein. Vahle-Bonsels und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben schon mehr Daten erfasst, als derzeit für die Recherche verfügbar. Allzu lange werden Ahnenforscher aber auf weiteres Material nicht warten müssen. „Zum Ende des Jahres rechnen wir mit über 30 000 online recherchierbaren Personennamen“, sagt der stellvertretende Leiter des Kreisarchivs, Matthias Herm. „Vielen Familienforschenden ist gar nicht klar, wie wichtig die Beischreibungen – Ergänzung der Originalurkunde etwa um Sterbedaten oder Geburten von Kindern etc. – aus den Registern für die Ahnenforschung sind“, sagt Vahle-Bonsels, die auch andere Ahnenforscher bei ihren Recherchen berät. Man findet derlei Beischreibungen vollständig nur in den Erstschriften der Standesamtsregister. Rund 10 000 Registerbände hat das Kreisarchiv nach eigenen Angaben derzeit archiviert – und jährlich kommt pro Standesamt und Registerart (Geburten, Heiraten, Sterben) ein Jahrgang hinzu. „Diese Register mit den darin enthaltenen Personenstandsurkunden sind zwar nicht die einzige Quelle für die familiengeschichtliche Forschung, aber sie sind die wichtigste und verlässlichste“, so die Kreisverwaltung. Der von Ramona Vahle-Bonsels geleitete Arbeitskreis für Familienkunde im Verein für Heimatpflege Viersen wird sein Erschließungsprojekt zusammen mit dem Kreisarchiv fortsetzen und noch ältere Jahrgänge erschließen. Der Arbeitskreis freut sich über weitere Interessierte, die sich engagieren möchten. Diese können per E-Mail an archiv@kreis-viersen.de Kontakt aufnehmen.