AOK-Gesundheitsreport 2024 Kreis Viersen So schneidet der Kreis im Gesundheits-Check ab
Kreis Viersen · Die AOK hat ihren regionalen Gesundheitsreport vorgelegt. Wie ernst nehmen Eltern im Kreis die U-Untersuchungen für ihre Kinder? Wie gut ist die Facharztversorgung? Und gehen Frauen häufiger zur Vorsorge als Männer?
In den Städten und Gemeinden des Kreises Viersen gibt es deutliche Unterschiede in der ärztlichen Versorgung. Das zeigt der aktuelle AOK-Gesundheitsreport 2024. Jeder fünfte Einwohner des Kreises ist bei der Krankenkasse versichert. Entsprechend relevant sind deswegen auch die Ergebnisse der Analyse. Repräsentativ sind die Zahlen im Gesundheitsreport allerdings nicht – so hat die AOK beispielsweise einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Bürgergeldempfängern.
Wie sieht es bei Kinderärzten aus?
Kreisweit ziemlich gut. Das lässt sich daraus ableiten, wie viele Kinder und Jugendliche der Region in normalen Hausarztpraxen behandelt werden. Das ist meist dann der Fall, wenn wohnortnah kein Kinderarzt zur Verfügung steht. Von allen bei der AOK Rheinland-Hamburg versicherten Kinder waren das im Jahr 2022 gut 19 Prozent. Im Kreis Viersen lag der Anteil von Kindern und Jugendlichen, die beim Hausarzt und nicht beim Kinderarzt in Behandlung sind, bei 14,3 Prozent. Allerdings zeigen die Daten der AOK auch die großen Unterschiede: In der Stadt Viersen beispielsweise wurden weniger als sieben Prozent der Kinder nicht beim Kinderarzt behandelt. In Willich hingegen waren es fast 25 Prozent.
Wie gewissenhaft sind die Eltern bei den U-Untersuchungen für ihre Kinder?
Überdurchschnittlich. 96 Prozent der Kinder im Kreis Viersen nahmen zwischen 2020 und 2022 – trotz der Corona-Restriktionen – an der Früherkennungsuntersuchung U7a teil. Zum Vergleich: Der Durchschnitt bei der AOK Rheinland/Hamburg lag bei 92,6 Prozent, auf den schlechtesten Wert kam Hamburg mit knapp 82 Prozent. Im Kreis Viersen kamen die Versicherten aus Brüggen, Schwalmtal und Niederkrüchten mit 98,1 Prozent auf die höchste Teilnahmequote, die Nettetaler mit 94,5 Prozent auf die niedrigste. An der U10 nahmen im Kreis Viersen noch 62,2 Prozent der Kinder teil, der AOK-Schnitt lag bei 48,9 Prozent.
Wie ist die Versorgung mit Fachärzten?
Besser als beispielsweise in den Kreisen Kleve oder Heinsberg. Die Versorgungsgrade mit Fachärzten liegen deutlich über der 100-Prozent-Marke. Den höchsten Versorgungsgrad gibt es im Kreis bei Psychotherapeuten (122 Prozent) sowie Chirurgie und Orthopädie (ebenfalls 122 Prozent), es folgen Dermatologen und Urologen (jeweils 117), Augenheilkunde und Gynäkologie (je 115) sowie Hals-, Nasen-, Ohrenärzte (114) und Neurologen (109).
Und wie sieht es bei den Hausärzten aus?
Nicht ganz so rosig. Hier ist Schwalmtal mit einem Versorgungsgrad von 109,7 Prozent am besten aufgestellt, gefolgt von der Stadt Viersen (108,4), der Stadt Kempen (107,2), der Stadt Willich (98,2), der Stadt Nettetal (97,2) sowie Tönisvorst (84,0). Die Daten beziehen sich auf die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung zum 1. Juli 2023. Ärzte kritisieren die Bedarfsplanung allerdingns als realitätsfremd.
Wie halten es die Menschen im Kreis Viersen mit der Vorsorge – sind Männer wirklich Vorsorgemuffel?
„Vorsorge ist so wichtig“, betont Marion Schröder, Regionaldirektorin der AOK Niederrhein. „Krebs tut im Anfangsstadium nicht weh, ist da aber oft noch gut therapierbar.“ Auch die Auswirkungen einer chronischen Krankheit wie der Lungenerkrankung COPD ließen sich bei einer frühzeitigen Behandlung mildern. Bei der Vorsorge gibt es im Kreis Viersen noch Luft nach oben: Während 49,9 Prozent der versicherten Frauen der AOK Rheinland/Hamburg den – von der Kasse vollständig bezahlten – Check-up für 35- bis 64-Jährige machten, waren es im Kreis Viersen nur 48 Prozent. Spitzenreiterinnen sind die Düsseldorferinnen mit 57 Prozent.
Und die Männer?
Tja. 43,9 Prozent der Versicherten nahmen AOK-weit den Check-up für 35- bis 64-Jährige in Anspruch. Im Kreis Viersen waren es 41,9 Prozent. Auf noch schlechtere Werte kamen die Männer bei der Früherkennung von Krebserkrankungen: Gerade mal 18,3 Prozent der AOK-Versicherten über 44 Jahre nahmen daran teil. Im Kreis Viersen waren es 16.4 Prozent.