Hoffnung auf Deeskalation Warum die Rheinbahn jetzt Bodycams einsetzt
Düsseldorf · Sowohl die Fahrschein-Kontrolleure als auch die Sicherheitskräfte in U-Bahnhöfen tragen ab Donnerstag teilweise Kameras.
Ab diesem Donnerstag kommen bei der Rheinbahn 20 Bodycams zum Einsatz. Getragen werden sie sowohl von Ausweisprüfern als auch von Mitarbeitern des Teams Sicherheit und Service. Die Neuerung ist zunächst als Test angelegt. Nach zwölf Monaten soll Bilanz gezogen werden.
Die Rheinbahn verspricht sich von den Kameras „deeskalierende Wirkung in Konfliktsituationen“. Ob es die wirklich gibt, soll nun untersucht werden, indem die Erfahrungen der Mitarbeiter gesammelt werden. Die Rheinbahn verweist zudem auf positive Erkenntnisse bei der Polizei und auch bei anderen Verkehrsbetrieben. Bodycams haben sich zum Beispiel bei der Kölner Verkehrs-Betriebe AG bewährt. Auch die Bahn setzt immer stärker auf die Technik, mittlerweile auch im Regionalverkehr. Das Ordnungsamt in Düsseldorf prüft die Einführung.
Rheinbahn-Sprecherin Katharina Natus betont, dass es keine Häufung von Konflikten mit Fahrgästen gebe und deshalb die Bodycams hermüssten. Auseinandersetzungen seien die Ausnahme. Doch in diesen Situationen stehe dann vielfach Aussage gegen Aussage. „Der Einsatz von Bodycams kann hier zur Objektivierbarkeit beitragen“, teilt das Unternehmen mit.
Aktivierung der Bodycams müssen angekündigt werden
Eine Debatte um Bodycams ausgelöst hatte im November 2022 eine Fahrkartenkontrolle. Von ihr waren Videos mitgeschnitten worden, die bei Instagram die Runde machten und für Empörung sorgten. Drei Kontrolleure hatten einen Fahrgast festgehalten, zudem holte einer der Männer weit mit dem Arm aus. Ein Schlag war aber nicht zu sehen. Laut Polizei blieb der Mann unverletzt. Die Rheinbahn bestritt, dass geschlagen worden war. Die Mitarbeiter hätten aus Selbstschutz gehandelt, nachdem der Fahrgast sie bei der Ticketüberprüfung angegriffen habe. Eine Zeugin wiederum schilderte den Fall wieder etwas anders: Der Fahrgast habe versucht zu fliehen und der Rheinbahn-Mitarbeiter sei im Gerangel hingefallen.
Der Fall zeigt, wie kompliziert es sein kann, Konfliktsituationen möglichst objektiv aufzuarbeiten. Die Bodycams können da künftig ein Hilfsmittel sein. „Das ist für uns aber zweitrangig, entscheidend ist die deeskalierende Wirkung“, sagt Natus.
Bei der Fahrkartenkontrolle sei es grundsätzlich sehr schwierig, einen typischen Konfliktfall zu beschreiben. Letztlich könne es zu jeder Zeit und an jedem Ort dazu kommen, da Menschen sehr unterschiedlich reagierten, wenn sie beim Fahren ohne Ticket erwischt würden. Bei den in den U-Bahnstationen eingesetzten Sicherheits- und Servicekräften komme es vor allem an den hochfrequentierten Standorten Heinrich-Heine-Allee sowie Hauptbahnhof zu Problemlagen. Auch der Alkoholkonsum in der nahen Altstadt spiele da eine Rolle. Zu verbalen Auseinandersetzungen mit den Mitarbeitern komme es etwa oft, wenn auf das Alkoholverbot in den U-Bahn-Stationen hingewiesen werde. Auch die Durchsetzung der Hausordnung im Hinblick auf Verunreinigung und Vandalismus sei ein sensibles Thema.
Die Bodycams nehmen übrigens nicht die ganze Zeit über auf. Sie werden erst aktiviert, wenn eine Situation zu kippen droht. Die Rheinbahn-Mitarbeiter müssen die Aktivierung ankündigen. Das Gegenüber sieht sich und sein Verhalten dann auf einem kleinen Bildschirm an der Kamera. Dieser Spiegelmodus soll möglichst dafür sorgen, dass sich eine Lage schnell beruhigt. Wenn das so ist, wird die Aufnahme nicht gespeichert, sondern wieder überschrieben.
Die Hoffnung der Mitarbeiter ist nun, dass mit Hilfe der Kameras die Kommunikation schneller wieder ohne Beleidigungen und Bedrohungen auskommt.
Getragen werden die Kameras zunächst nur von Mitarbeitern der Rheinbahn, nicht von Fremdfirmen. Als Fahrausweisprüfer sind 19 Kräfte direkt beim Verkehrsbetrieb beschäftigt, 20 sind es im Team Sicherheit und Service. Die Kameras sollen zu jeder Zeit und im ganzen Rheinbahngebiet ausprobiert werden.