Trotz neuer Regelung Sonntagsöffnung von Stadtbüchereien noch unklar

Kreis Viersen. · Bibliotheken dürfen nach neuem Gesetz auch sonntags öffnen. Städte sind skeptisch.

Die Viersener Stadtbibliothek gründet auf einer Schenkung von 1000 Bänden im Jahre 1906. Heute hat sie mehr als 130 000 Medien im Bestand.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

Bücher, CDs und Spiele auch an Sonntagen ausleihen und sich dann in der Bibliothek treffen, wenn die gesamte Familie Zeit hat: Dass dies möglich ist, haben die Mitglieder im nordrhein-westfälischen Landtag jetzt einstimmig entschieden. Demnach können öffentliche Büchereien in Zukunft auch an Sonn- und Feiertagen öffnen. Sie müssen es aber nicht.

Viersen

In Viersen möchte sich die Stadtverwaltung erst näher mit dem Thema befassen, bevor sie entscheidet. Die für die Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek zuständige Beigeordnete Cigdem Bern erläutert: „Eine Erweiterung der Öffnungszeiten auf den Sonntag will gut überlegt sein. Wir können und wollen nicht einfach die Türen aufsperren und die Nutzerinnen und Nutzer dann allein lassen.“ Eine Sonntagsöffnung müsse mit einem entsprechenden inhaltlichen Angebot verbunden werden. „Ob die zusätzliche Öffnung von den Menschen gewünscht wird und wie sie gegebenenfalls gestaltet werden könnte, wollen wir prüfen“, sagt Bern. Dazu gehörten auch Fragen von Arbeitszeiten der Mitarbeiter, mögliche Auswirkungen auf die regulären Öffnungszeiten und das bestehende Programm.

Nettetal

In Nettetal will die Stadt eine Öffnung der Stadtbücherei in Breyell und der Zweigstelle in Kaldenkirchen an Sonntagen aktuell nicht umsetzen. Grundsätzlich seien die bisherigen Öffnungszeiten ausreichend, auch für Berufstätige. Abends ist bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags sogar bis 19 Uhr. Außerdem ist die Stadtbücherei an jedem ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Auf jeden Fall sei die Kosten-Nutzen-Frage zu stellen. Kein Mitarbeiter arbeite gerne am Sonntag, so Nettetals Pressesprecher Jan van der Velden.

Brüggen

In Brüggen wird sich Bürgermeiser Frank Gellen (CDU) mit dem zuständigen Sachgebiet abstimmen. Generell stehe er dem Thema offen gegenüber. „Wir haben zwei Mitarbeiter in der Gemeindebibliothek. Wenn wir sonntags öffnen, würde dies zu Lasten anderer Zeiten gehen“, gibt Gellen zu bedenken. Er könne sich aber vorstellen, dass der Sonntag ein günstiger Tag für einen Bibliotheksbesuch
sei.

Niederkrüchten und Schwalmtal

In Niederkrüchten und Schwalmtal gibt es je eine Bücherei mit einer Leiterin, das Team besteht aus Ehrenamtlern. Leiterin Uta Krüger sagt: „Bisher hat noch niemand danach gefragt. Sollte es jemand tun, werden wir das Thema
aufgreifen.“

Die Öffnungszeiten werden unterschiedlich genutzt, die Vormittage überwiegend von Müttern mit Kleinkindern, während am Abend meist Berufstätige kämen, an Samstagen auch Großeltern und Väter. Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch (CDU) will die neue Möglichkeit mit der Nachbarkommune erörtern. Es hänge aber von den Kapazitäten der Ehrenamtler ab. Ähnlich sieht dies auch Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos): „Ich sehe den Bedarf für Sonntagsöffnung in Bibliotheken eher im städtischen
Bereich.“ hb, busch-, naf