Zahlenwerk Bis zu 7000 Scheinstudenten an der Bergischen Universität

Studierende können dank des Semestertickets günstig mit Bus und Bahn fahren. Manche schreiben sich nur deswegen ein – finanzieren so aber auch Mensen und Wohnheime mit.

Studenten zahlen in Wuppertal einen Semesterbeitrag von 300 Euro. 89 Euro entfallen auf den Sozialbeitrag, der Rest auf das Semesterticket.

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Rund 23 000 Studierende waren 2018 an der Bergischen Universität Wuppertal eingeschrieben. Diese Zahl weist der jährliche Rektoratsbericht aus. Er enthält zwei weitere Angaben: knapp mehr als 16 000 aktive Benutzer in der Universitätsbibliothek und die gleiche Zahl an Nutzern im Monatsschnitt auf der Lernplattform Moodle. Letztere enthält Informationen zu den an der Uni stattfindenden Kursen. Leihen die übrigen rund 7000 Studierenden keine Bücher aus und studieren nur dem Anschein nach?

Jasmine Ait-Djoudi, Sprecherin der Universität, erklärt dazu: „Eine Bestimmung der Zahl der Scheinstudierenden ist aus datenschutzrechtlichen sowie Kostengründen nicht exakt möglich.“ Auch die Zahlen der Nutzer von Bibliothek und Moodle hält Ait-Djoudi nicht für sichere Schätzgrößen. „Denn hierbei nicht berücksichtigt sind Studierende, die aus verschiedenen Gründen, wie das Absolvieren von Auslandssemestern oder Praktika, Kindererziehung oder Krankheit ihr Studium unterbrechen, aber dennoch berechtigterweise die Sozialleistungen erhalten.“

In Köln gibt es 4000, in Düsseldorf 8000 Scheinstudenten

In NRW gibt es lediglich für zwei Uni-Standorte Schätzungen zu Scheinstudierenden: Die Kölner Universität nennt rund 4000, was zehn Prozent der Studierendenschaft wäre. Die Universität in Düsseldorf geht von 8000 aus, rund ein Viertel aller Studierenden.

Von den 300 Euro Semesterbeitrag, den alle Studierenden zahlen müssen, um an der Wuppertaler Universität eingeschrieben zu sein, sind etwas mehr als 200 Euro für das Semesterticket. Weitere 89 Euro entfallen auf den Sozialbeitrag, den das Studierendenwerk, in Wuppertal das Hochschul-Sozialwerk (HSW), erhält. Scheinstudierende zahlen so für die Infrastruktur des Sozialwerkes mit, das Mensen und Wohnheime betreibt, ohne diese zu nutzen. Bei 7000 Scheinstudenten kommt so eine Summe von mehr als 1,2 Millionen Euro zusammen. Bei einem Wegfall dieser Einnahmen müsste entweder der Sozialbeitrag erhöht werden oder das Land NRW einspringen.

Für Fritz Berger, seit 1987 HSW-Geschäftsführer, ist der Begriff Scheinstudierende zu undifferenziert: „Es gibt viele Gründe, warum Studierende ihr Studium nicht aktiv verfolgen können. Etwa wenn aufgrund der finanziellen Lage mehr gearbeitet werden muss, eine nicht bestandene Prüfung den Studienerfolg gefährdet oder Studierende sich gänzlich umorientieren müssen.“ Zwar habe es schon immer Studierende gegeben, die sich „wegen der Sozialleistungen oder Vergünstigungen einschreiben“, doch „die große Mehrheit verfolgt ihr Studium fleißiger denn je.“ Das sehe Berger an den vollen Cafeterien und Mensen: „Letztere haben wir wegen der großen Nachfrage auch als Lernraum geöffnet.“ Studierende seien für ihn an der Universität wesentlich präsenter als früher „und obwohl deren Zahl wächst, wird das Land seiner Verantwortung weiterhin nicht gerecht.“